„Das Leben steht auf gegen den Tod“

Besonders an die Opfer und Trauernden von Brüssel soll in den Gottesdiensten erinnert werden, schreibt Nordkirchen-Landesbischof Ulrich. Für den EKD-Ratsvorsitzenden Bedford-Strohm steht fest: „Gott ist mitten unter den Opfern von Gewalt.“

Margot Kessler / Pixelio

Schwerin/Hannover. Nordkirchen-Landesbischof Gerhard Ulrich hat sich erschüttert über die jüngsten Terroranschläge in Belgien geäußert. "In der Woche vor Ostern, der Karwoche, die an das Leiden und Sterben Jesu erinnert, erschüttern mich und uns die Brüsseler Anschläge", sagte der  Theologe seiner Botschaft zu Karfreitag und Ostern.
"In diesen Tagen werden wir in unseren Gottesdiensten in besonderer Weise an die Opfer und Trauernden in Brüssel erinnern", so der Landesbischof. Die Gebete würden ihnen gelten sowie allen Opfern von Unrecht, Ausbeutung, Gewalt und Krieg weltweit. Die Christen würden auch für die Menschen beten, die im Einsatz für Verletzte sind. Ulrich mahnte, dass im Zorn über die Menschenverachtung und Gotteslästerung des Terrors nicht vergessen werden dürfe, dass die Missachtung gerechter Lebensverhältnisse auf der Welt auch von Europa ausging und ausgeht.
In einem Oster-Beitrag für die gedruckte Ausgabe unserer Zeitung verweist Ulrich auf die Auferstehung Jesu Christi. "Der, der auferstanden ist, ist zeitlebens aufgestanden gegen allen Entwürdigung." Die Jünger von Jesus hätten nach der Kreuzigung und dem ersten Schock begriffen, dass Jesus tot ist. "Sein Leib wird vergehen wie jeder Menschenleib." Aber das, was an ihm göttlich war, seine Sache, Haltung, Leidenschaft und sein Einsatz für das wahre Leben, sei nicht tot. Ostern bedeute: "Das Leben steht auf gegen den Tod."

Hass nicht mit Hass vergelten

Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm hat davor gewarnt, Hass und Gewalt mit gleichem zu vergelten. Dann hätten die Terroristen "gewonnen" und es geschafft, die Orientierung an der Menschenwürde auszuhöhlen, die die demokratischen Verfassungen so kostbar mache, sagte er. Viele Menschen seien erschrocken über den neuen Gewaltexzess in Brüssel, sagte Bedford-Strohm. Sie empfänden Ohnmacht angesichts einer terroristischen Bedrohung, gegen die kein noch so effektiver und umfassender Sicherheitsapparat verlässlich schützen könne. Christen seien aber Botschafter der Versöhnung und überließen nicht der Angst das Feld.  "Die Welt braucht uns Christen. In Zeiten des Terrors vielleicht mehr denn je", sagte der bayerische Landesbischof in der Münchner Matthäuskirche.
Die Botschaft des Karfreitag spreche mitten hinein "in die Situation der Angst und Ohnmacht gegenüber der Gewalt", erklärte der Repräsentant von rund 23 Millionen Protestanten in Deutschland. Die Frage, wo Gott sei angesichts dieser Gewalt, werde beantwortet: Gott "ist mitten unter den Opfern der Gewalt und mitten unter denen, die angesichts des Todes ihrer Liebsten verzweifelt sind".
Die Christenheit erinnert am Karfreitag an das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz. In den meisten Gemeinden schweigen die Glocken zu den Gottesdiensten. Die Kirchen werben dafür, den Tag für Einkehr und Besinnung zu nutzen. (epd)