Das Gute erkennen

Über ansteckende Lebensfreude schreibt Claudia Köckert. Sie ist Pastorin der Kirchengemeinde Breitenberg bei Itzehoe.

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Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ aus Römer 12, 17-21

„Ich will das nicht mehr hören.“ Und dann wird so getan, als sei nichts gewesen, und wir machen gute Miene. Oder diese Haltung: „Es nützt ja nichts.“ Kennen Sie solche Momente? Sagen Sie diese Sätze auch manchmal? Solche Augenblicke, in denen man lieber nichts sagt? In denen man die Augen bewusst verschließt, lieber weghört und wegsieht? In denen man gleichgültig Ungerechtigkeit hinnimmt, weil man sich zu unbedeutend für Veränderung fühlt?

Wir alle kennen sie wohl zur Genüge. Es ist auch nicht immer unsere Aufgabe, alles beim Namen zu nennen, und wir können die Welt, selbst wenn wir wollten, in ihrem Lauf nicht verändern. Aber unsere eigene Haltung zu dieser Welt und ihrem Lauf, die können wir verändern und sind sogar dazu aufgerufen. Mit diesem Satz aus dem Römerbrief: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Durch die eigene Haltung etwas Gutes in der Welt, der Stadt, dem Dorf, der Gemeinde bewirken – das ist unsere Aufgaben als Christen in dieser Zeit. Wir sollten nichts hinnehmen und nicht in blinden Aktionismus verfallen, aber wir sollten wohl geduldig daran arbeiten, dass wir so zu erkennen sind: als die „Gutwirkenden“. Als diejenigen Menschen in unserer Gesellschaft, die eben nicht verschwörerisch in Panik verfallen oder in blindem Gehorsam alles stumm und still hinnehmen. Sondern als Christen, die aus ihrem Glauben heraus das Gute sehen und wirken und nennen, danach streben und damit andere anstecken und ihnen Kraft und Lebensfreude schenken und zur Hoffnung anstiften.

Das brauchen wir alle gerade jetzt: Grund zur Hoffnung und ansteckende Lebensfreude. Und wir sollten dies mit vollen Händen preisgeben. Das Gute zu erkennen ist eine Lernaufgabe, denn viel öfter ist es leichter zu kritisieren und zu mäkeln, sich wegzuducken und nicht zu loben. Stellen wir uns dieser Aufgabe, damit wir andere damit anstecken und so überwinden, was unsere Seelen zu verfinstern droht.

Unsere Autorin
Claudia Köckert ist Pastorin der Kirchengemeinde­ Breitenberg  bei Itzehoe und Referentin des Propstes im Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf

Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.