Das gibt’s doch: die evangelischen Sternsinger von Sörup

Am 3. Januar ziehen die Kinder durch den kleinen Ort. Sie sammeln Spenden – und freuen sich über Süßigkeiten.

Aus dem Morgenland: Josie (8) als frisch gekrönte Sternsingerin
Aus dem Morgenland: Josie (8) als frisch gekrönte SternsingerinIlka Thomsen

Sörup. „Wir laufen von Haus zu Haus und sammeln Geld“, fasst Michaele Duchscherer die Aufgabe für die neuen Sternsinger zusammen. „Wisst ihr, wofür?“ Josie weiß es: „Für Kinder, die kein Zuhause haben oder nichts zu essen.“ Die Achtjährige war schon im vergangenen Jahr dabei, als die Söruper Sternsinger fast 1000 Euro für die Projekte des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ gesammelt haben. Deutschlandweit sind mehr als 45 Millionen Euro zusammengekommen, mit denen Not leidende Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa unterstützt werden. Über diese Summe staunen alle, die sich im Gemeindehaus der kleinen Angeliter Gemeinde zum Sternsinger-Nachmittag getroffen haben.
Einige Wochen vor dem Dreikönigstag werden schon mal die königlichen Gewänder anprobiert, passende goldene und silberne Kronen gebastelt, dazu Sterne gebacken und das Lied geübt, mit dem die Sternsinger am ersten Sonntag im neuen Jahr an der Tür den Segen für das Haus „und alle, die gehen ein und aus“ erbitten. Caspar, Melchior und Balthasar haben dann noch einen eigenen Text: „Christus segne das Haus. Der Herr soll euch führen. Das schreiben wir heut‘ auf die Schwellen der Türen“, liest Josie vor.

Sie bringen den Segen

Mit Kreide werden die kleinen Segensbringer die Formel „20*C+M+B+16“ an die Häuser schreiben. Um das zu entschlüsseln, muss man ein bisschen Latein können, stellen sie fest. C, M und B sind die Abkürzung für „Christus mansionem benedicat“ – Christus segne dieses Haus. Das Sternchen steht für den Stern, dem die Weisen aus dem Morgenland gefolgt sind. Und die drei Kreuze bezeichnen den Segen: Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. „Damit habt ihr den Segen gebracht, und dafür kriegt ihr Spenden und Naschi – also auch den Naschi-Beutel nicht vergessen“, gibt Duchscherer ihnen mit auf den Weg.
Sie hat die Aktion vor einigen Jahren von einer kleinen katholischen Gruppe übernommen, die den Brauch in Sörup hochgehalten hatte. Dass auch evangelische Kinder als Sternsinger losziehen, ist dabei gar nicht so ungewöhnlich. Und auch Kinder, die sonst nichts mit der Kirche zu tun haben, machen gern mit. „Sie finden es toll, etwas für andere Kinder zu machen, denen es schlechter geht“, hat Michaele Duchscherer festgestellt, „eben Segen bringen und selbst Segen sein.“ Für dieses Jahr konnte sie wieder einige neue Sternsinger begrüßen, „und wer einmal mitgelaufen ist, der bleibt“, weiß sie.

Empfang beim Ministerpräsidenten

Im Familiengottesdienst am Sonntag, 3. Januar, werden die Dreikönigssinger ausgesendet und laufen nachmittags in vier Gruppen zu den Häusern der Familien, die besucht werden möchten. Am Dreikönigstag selbst reisen sie nach Kiel: Im Landeshaus empfangen Ministerpräsident Torsten Albig und Landtagspräsident Klaus Schlie eine Abordnung von Sternsingern aus dem ganzen Land. Die Söruper sind das erste Mal mit dabei. Da wird dann nicht nur gesungen, gesegnet und gesammelt – alle Kinder dürfen im Plenarsaal Platz nehmen und die Politiker fragen, was sie schon immer wissen wollten.