Darum sollte der Konfirmanden-Unterricht weiter auf Digitales setzen

Das Digitale werde die Arbeit erleichtern, sagt Andreas Behr, Dozent für Konfi-Arbeit in Niedersachsen. Doch der Pastor sieht bei Jugendlichen auch ein Bedürfnis nach realen Treffen.

Digitales sollte auch künftig bei den Konfis eine Rolle spielen
Digitales sollte auch künftig bei den Konfis eine Rolle spielenPhoto Mix / Pixabay

Loccum/Kr. Nienburg. Die Konfirmanden- und Jugendarbeit der Kirchen sollte aus Sicht des Experten Andreas Behr auch nach dem Ende der Corona-Epidemie weiter auf digitale Formate setzen. „Es ist zynisch, aber die Pandemie hat uns in der Hinsicht einen enormen Schub gegeben“, sagte der Pastor dem Evangelischen Pressedienst (epd). Behr ist Dozent für Konfirmandenarbeit am Religionspädagogischen Institut der hannoverschen Landeskirche in Loccum bei Nienburg.

Nach mehreren Wochen im Lockdown hat die niedersächsische Landesregierung inzwischen wieder Konfirmandenarbeit unter Auflagen ermöglicht. Allerdings ist der Unterricht in vielen Kirchengemeinden noch nicht wieder angelaufen. Die Konfirmationen, die sonst im Frühjahr stattfinden, wurden zumeist in den Herbst verschoben. In Niedersachsen sollten mehr als 20.000 Jugendliche konfirmiert werden.

In kleinen Gruppen

In den Wochen der Beschränkungen hätten sich viele Pastoren durch den Einsatz von Computerspielen, Filmen und Apps intensiv mit digitalen Medien beschäftigt, sagte Behr. Zugleich hätten die Jugendlichen aber auch vermehrt ein Bedürfnis nach realen Treffen. Die künftige Konfirmanden-Arbeit werde mit Blick auf die Hygiene- und Abstandsregeln vor allem in Kleingruppen stattfinden, sagte der Pastor.

Behr schlägt in der künftigen Arbeit Mischformen vor. „Vieles Digitale wird uns die Arbeit erleichtern.“ Aber für ein Gemeinschaftsgefühl müssten sich die Jugendlichen auch in wechselnden Teilgruppen treffen können.

Konfirmationen bei Kindern sind ein gewohntes Bild
Konfirmationen bei Kindern sind ein gewohntes BildJens Schulze / epd

Die Gemeinden sollten mit Jugendlichen, die in diesen Wochen eigentlich ihre Konfirmation feiern wollten, engen Kontakt halten, riet Behr. „Aber sie haben ihren Unterricht erfüllt, alles andere wäre Nachsitzen.“ Damit die Konfirmanden in den Gemeinden sichtbar bleiben, sollten die Ergebnisse ihrer digitalen Aufgaben auf den Internetauftritten der Gemeinden hochgeladen werden. Für die kommenden Konfirmanden mache es keinen Unterschied, einige Zeit später mit der Konfirmandenarbeit zu beginnen.

Die Sorgen der Jugendlichen

Der Tag der ursprünglich geplanten Konfirmation könne auch mit einer Video-Schalte gemeinsam gefeiert werden, sagte Behr. Allerdings stelle eine „Online-Konfirmation“ aus seiner Sicht keine geeignete Lösung dar: „Bei der Konfirmation geht es um die Religionsmündigkeit und um den Segen Gottes.“ In dieser Hinsicht emanzipierten sich die Jugendlichen vom Elternhaus. Stattdessen empfehle er eine zeitgleich gefeierte festliche Mahlzeit mit Familie und Bekannten, die von den Konfirmanden zu Hause selbst gestaltet wird, aber nicht der Konfirmation vorgreift.

Im Zentrum der Sorgen stünden jedoch die jetzigen Hauptkonfirmanden. Behr schlug vor, mit diesen über ihre Gefühle wegen der Corona-Epidemie zu sprechen. „Wir sind in erster Linie Seelsorgende.“ Manche Jugendliche hätten in der Zeit der geschlossenen Schulen familiären Stress oder häusliche Gewalt erleben müssen. Die Schule könne das häufig nicht thematisieren. „Aber wir können ihnen sagen, dass wir für sie da sind.“ (epd)