„Da hat die Chemie gestimmt“

Zum letzten Mal spielen die „Wise Guys“ in diesem Jahr auf dem Kirchentag. Vor ihrem Konzert in Berlin spricht Sänger Daniel Dickopf über Wehmut, neue Pläne – und den ersten Auftritt beim Kirchentag.

Voller Einsatz: Die „Wise Guys“ beim Katholikentag in Regensburg im Mai 2014
Voller Einsatz: Die „Wise Guys“ beim Katholikentag in Regensburg im Mai 2014Hanno Gutmann / epd

Dieses Jahr spielen Sie zum letzten Mal als "Wise Guys" auf dem Kirchentag. Was geht Ihnen dabei durch den Kopf?
Dickopf: Es ist ein Abschied mit allem, was dazu gehört, und eine großartige Erinnerung an die Vergangenheit. Denn die Konzerte bei den Kirchentagen waren nicht nur zahlenmäßig unsere größten Konzerte, sondern auch von der Stimmung her einzigartig. Beim Kirchentag in Köln 2007 kamen rund 70.000 Menschen, in Bremen etwa 65.000 und auch sonst oftmals mehr als 30.000. Das sind Menschenmengen, die man gar nicht mehr überschauen kann – und das bei einem A-capella Konzert, wo so viele Menschen unsere Texte mitsingen können. Das hat uns extrem beeindruckt.
Wie erklären Sie sich, dass "Wise Guys" und Kirchentag so gut zusammengepasst haben?
Wir sind ja nicht in dem Sinne eine religiöse Band. Aber mit unseren Inhalten und Kompositionen treffen wir scheinbar den Nerv vieler Kirchentagsbesucher und so wurde das – allein schon durch die Masse der Leute – zu einer Art Haupt-Event. Offensichtlich hat da die Chemie gestimmt.
Wie kam es, dass Sie für einen Kirchentag angefragt wurden?
Ich erinnere mich noch daran, dass wir 2005 nach Hannover gefahren sind und das Gefühl hatten: "Das könnte ganz gut passen." Wir hatten damals mit vielleicht 3.000 Besuchern gerechnet. Doch dann musste die Polizei den Opernplatz, auf dem wir das Konzert gegeben haben, dichtmachen – denn es kamen insgesamt etwa 35.000 Leute. Wer genau die zündende Idee hatte, kann ich leider nicht mehr sagen.
Vielleicht wird es auf diesem Kirchentag – der das Reformationsjubiläum feiert – ja sogar noch größer?
Ich bin da gerne vorsichtig-pessimistisch. Ich bin niemand, der sagen würde: "Das wird das größte Ding aller Zeiten." Es hängt ja auch von äußeren Faktoren wie zum Beispiel dem Wetter ab. Aber es wäre natürlich toll, wenn sich noch einmal eine so große Menschenmenge zusammenfinden würde – gerade zum Abschied.
Die Band ist im Laufe der Zeit immer politischer geworden. Sind Sie deswegen schon mal angegangen worden? Zum Beispiel durch Hasskommentare im Netz?
Das muss man differenzieren. Wir sind in den Medien immer wieder als "Gutmenschen" bezeichnet worden. Das ist ein Etikett, das einen als nervtötenden Langeweiler in die Ecke stellt. Zum anderen rufen wir seit dem letzten Jahr auf jedem Konzert dazu auf, die AfD nicht zu wählen. Das sagen wir ganz explizit, auch mit Nennung der Partei. Darauf werden wir schon angesprochen und bekommen auch E-Mails dazu in sehr unterschiedlichem Ton. Wir haben aber grundsätzlich die sozialen Medien ausgesperrt. Wir hatten mal ein Gästebuch auf unserer Webseite, wo man auch ohne Namen Kommentare hinterlassen konnte. Das wurde zum Teil zu heftig. Diesen Teil der Seite haben wir letztendlich gesperrt. Wir haben eine Facebook-Seite, da kann man natürlich auch rumwüten, aber das ist ja nicht ganz so anonym und läuft daher viel besser.
Das kommende Konzert ist nicht nur das letzte Kirchentagskonzert, sondern überhaupt eines der letzten "Wise-Guys"-Konzerte. Wie schwer fällt Ihnen der Abschied?
Auf der einen Seite ist es natürlich traurig, dass ein so langes Projekt jetzt zu Ende geht. Erschwerend kommt noch hinzu, dass ich mit Eddi zusammen eines der Gründungsmitglieder bin und wir diese Band als Freunde gegründet haben. Es hat sich aber ganz Vieles im Laufe der Zeit ereignet, so dass es vielleicht sogar gut für uns ist, wenn sich unsere Wege mit der Band hier trennen. Irgendwo fiebere ich dem Abschluss und der Möglichkeit, etwas Neues machen zu können, auch entgegen.
Sie haben bereits angedeutet, dass Sie weitermachen wollen. Gibt es schon konkrete Pläne?
Ich werde künftig wieder in einer Band singen. Wir nennen uns "Alte Bekannte" und bezeichnen uns auch auf Plakaten, die es schon gibt, als "die Nachfolgeband der Wise Guys". Sie besteht aus zwei neuen Sängern sowie Nils, Björn und mir von den "Wise Guys". Wir werden wieder zu fünft A-cappella-Musik machen, aber es wird bestimmt auch etwas Eigenes werden. Ab Januar gehen wir auf Tour im deutschsprachigen Raum und sind jetzt schon dabei, Material zu generieren und eine CD aufzunehmen.
Sie haben hoffentlich auch wieder Auftritte bei den Kirchentagen.
Genau! Im Gespräch ist bei uns der Katholikentag, aber ich nehme stark an, dass wir uns auch auf den Kirchentagen wieder blicken lassen werden. Ob das Ganze dann wieder diese Dimensionen erreicht, kann natürlich kein Mensch sagen. Aber wir hoffen, dass wir nach dem Ende der "Wise Guys" für viele Leute die neue musikalische Heimat werden. (epd)
Info
Das Konzert der "Wise Guys" auf dem Kirchentag in Berlin findet am Donnerstag, 25. Mai, um 19 Uhr auf der Bühne am Brandenburger Tor statt. Der Eintritt ist frei.