Weniger Konsum und weniger Besitz – dabei geht es nach Worten der Coachin Maren Kauer nicht um Selbstkasteiung. Ihr Ziel sei Lebensqualität, sagte sie im Interview der “Zeit”-Beilage “Christ & Welt”. Kauer lebt mit ihrem Ehemann auf 30 Quadratmetern und kauft nach eigenen Worten nur etwas Neues, wenn sie es wirklich braucht oder haben möchte. “Wenn ich in einem Geschäft bin, sehe ich es eher wie einen Museumsbesuch. Ich betrachte die Waren nur.”
Lebensqualität bringe für sie all das, “was Erinnerungen schenkt”, erklärte die Ordnungs- und Minimalismus-Expertin. So hätten sie bei einem Familienbesuch auch Chips und Cola für die Kinder gekauft: “Das war es uns wert für die schöne Zeit.” Ansonsten kauften sie keinerlei Fertigprodukte, verzichteten auf Alkohol und Säfte, backten Brot selbst und kochten auf Vorrat. Sie hätten kein Auto und “so gut wie keine Versicherungen” und fragten sich seit der Umstellung ihres Lebensstils mitunter: “Was machen wir mit dem Geld, das übrigbleibt?”
Die Corona-Zeit sei “ein Schock” gewesen, da die gemeinsame Wohnung keine Türen habe, außer der Wohnungstür und jener zur Toilette. “Wir haben es vermisst, mal allein zu sein”, berichtete Kauer. Hilfreich sei gewesen, den anderen zu fragen, ob er gerade ansprechbar sei, “anstatt einfach loszulegen”. Auch habe ihr Mann sie gelegentlich gebeten, wegzugehen. “Wir sind uns beide immer bewusst, dass es dann nicht am anderen liegt, sondern dass wir uns Freiraum geben müssen. Das Nein des anderen darf man nicht als Abwertung sehen, sondern man muss begreifen: Der Partner braucht jetzt gerade Zeit für sich.”
Geld bedeute für sie Sicherheit, fügte die selbstständige Coachin hinzu. “Zu Beginn von Corona hatten viele meiner Bekannten große Geldsorgen, weil die Ehemänner plötzlich in Kurzarbeit mussten und bis dahin die Alleinverdiener waren. Wir wussten, dass wir uns die 30 Quadratmeter sogar mit Hartz-IV-Bezug leisten können. Es kann doch immer sein, dass wir krank werden oder einem von uns etwas zustößt.”