„Christen sollen Flüchtlinge zu Weihnachten einladen“

Zu Weihnachten sollen Christen Flüchtlinge zu sich nach Hause einladen, schlägt Landesbischof Meister vor. Er selbst geht mit gutem Beispiel voran.

Bei Kerzenschein Flüchtlinge zum Fest einladen – das schlägt Landesbischof Meister vor
Bei Kerzenschein Flüchtlinge zum Fest einladen – das schlägt Landesbischof Meister vorRalph Kißner / pixelio

Hannover. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat alle Christen in Deutschland dazu aufgerufen, zu Weihnachten Flüchtlinge in die heimischen Wohnzimmer einzuladen. So könnten beide Seiten ihre Angst vor Begegnungen überwinden, sagte der evangelische Theologe am Mittwoch vor der evangelischen Landessynode in Hannover. Meister hat in seiner Bischofskanzlei, in der er auch selbst mit seiner Familie lebt, inzwischen zwei Einliegerwohnungen für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt. Im Sommer zogen dort bereits zwei junge Afghanen ein. Die zweite Wohnung soll demnächst von der Stadt Hannover mit Flüchtlingen belegt werden.
Die Einladungen zu Weihnachten sollten kein christliches Missionsfest sein, sondern eine Geste des Friedens, betonte der Bischof. Er warnte davor, in der Flüchtlingsfrage Angst zu schüren. Er teilte die Sorge um eine geordnete Aufnahme der flüchtenden Menschen. "Wir bleiben in der Aufnahme und Begleitung diesen Menschen in Not manches schuldig." Dass es dabei auch zeitweilig zu Überforderungen der Verwaltung und der Politiker und auch zu Fehlern und Versäumnissen gekommen sei, "sollten wir nicht für Anklagen oder öffentliche Verurteilungen missbrauchen", mahnte der Bischof. "Das hilft niemandem."

Die größte Herausforderung für 2016

Auch parteipolitischer Streit helfe nicht weiter. Er verstärke nur die Unsicherheit und Angst, unterstrich Meister. Die Kirche habe die Aufgabe, Diskussionsforen zur Entwicklung in der Gesellschaft anzubieten. "Die Debatte mit denen, die sich ernsthaft Sorgen machen, darf nicht auf der Straße ausgefochten werden." Kirchen seien die besten Orte, um Ängste und Sorgen zusammenzutragen und nach einvernehmlichen Lösungen zu suchen: "Hier darf etwas gesagt werden, was an anderer Stelle nicht laut werden kann, und hier kann anders geantwortet werden."
Die größte Herausforderung für die Kirchen im neuen Jahr werde sein, Formen zu finden, um die unterschiedlichen Religionen, die die Flüchtlinge mitbrächten, in die Gesellschaft einzubinden, sagte Meister am Rande der Tagung. Der Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen, Christoph Künkel, ergänzte, die Gesamteinstellung zu Flüchtlingen müsse sich dringend ändern: "Die Menschen, die zu uns kommen, müssen sich selbst organisieren dürfen, damit Flüchtlinge zu Mitbürgern werden." (epd)