UK 31/2017, Luthers Sprache (Seite 16: „Großer Narr“ und „Doktor Sau“)
In dem Beitrag wird auch das so genannten Meienburgische Epitaph von Lucas Cranach d. J. wiedergegeben. Einer der näher bekannten Reformatoren auf diesem Bild ist auch Caspar Cruciger (direkt neben Melanchthon).
Cruciger (1504-1548) war einerseits Prediger und Gelehrter (Honorardozent für Bibelwissenschaft), andererseits – was kaum bekannt ist – so genannter Geschwindschreiber, besonders in Diensten Luthers.
Bereits der 15-Jährige erbrachte auf der Basis von etwa 800 Sigeln (hier: Abkürzungsformen) herausragende Nachschriftleistungen. Reformationsgeschichtlich besonders wichtig waren Crucigers Mitschriften der Gespräche zwischen Luther und Dr. Eck (1519 auf der Pleißenburg) sowie das Wormser Religionsgespräch Melanchthons mit Eck (1540). Kardinal Granvella, der Moderator dieses Gesprächs, äußerte sich über die Fähigkeiten Crucigers wie folgt: „Die Lutheraner haben einen Schreiber, der weit gelehrter ist als alle römisch-katholischen.“ Cruciger hatte nämlich dem von einer Krankheit angegriffenen Melanchthon übersehene Stichworte übermittelt. Melanchthon seinerseits hatte Cruciger schon seit Längerem den Ehrentitel „Tachygraphos“ (Schnellschreiber) zuerkannt.
Dr. theol. H. Dieter Burkert, Dortmund