Leo XIV. ist erst wenige Monate im Amt. Nun hat er ein mit Spannung erwartetes Schreiben veröffentlicht, in dem er zentrale Anliegen seines Vorgängers aufgreift. Dafür gibt es Lob aus Deutschland.
Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbands, Eva Maria Welskop-Deffaa, fühlt sich durch das erste offizielle Lehrschreiben von Papst Leo XIV. in ihrer Arbeit bestärkt. In einer ersten Reaktion erklärte sie am Donnerstag: Dass er das Schreiben der “Liebe zu den Armen” gewidmet habe, zeige eindrücklich die Kontinuität zur Theologie von Franziskus – “die Option für die Armen als Mittelpunkt allen kirchlichen Handelns und der Erneuerung der Kirche”.
Indem Leo XIV. die Botschaften des Evangeliums mit der Lebenswirklichkeit der Armen in Beziehung setze, ermutige er mit Nachdruck zu einer Haltung der Nächstenliebe, der praktizierten Caritas und Barmherzigkeit, so Welskop-Deffaa. Dabei werde deutlich, dass sich die Ermutigung nicht auf individuelle Zuwendung zu den Armen beschränke. “Es braucht Strukturen der Armutsbekämpfung, geeignete politische Rahmenbedingungen und institutionelle Antworten, die verhindern, dass Armut sich verfestigt und ausweitet.”
In seinem am Donnerstag veröffentlichten Lehrschreiben hält Papst Leo XIV. an der Kapitalismuskritik seines Vorgängers Franziskus fest. Der aus den USA stammende Papst übernimmt darin ausdrücklich die von der Kirche in Lateinamerika seit langem geforderte “Option für die Armen”. Zugleich verwirft er die Idee, dass eine komplett freie Marktwirtschaft die Probleme der Armut und Ungerechtigkeit überwinden könne. Leo übernimmt auch einen der provokantesten Sätze seines Vorgängers und betont, es sei notwendig, weiterhin die “Diktatur einer Wirtschaft, die tötet” anzuprangern.
Das Schreiben trägt den aus einem Bibelzitat abgeleiteten Titel “Dilexi te” (Ich habe dich geliebt) und wurde vom Papst als “Apostolische Exhortation” unterzeichnet. Es steht damit vom Grad der Verbindlichkeit eine Stufe unterhalb einer Enzyklika (Rundschreiben), ist aber ebenfalls eine weltweit zu verbreitende Äußerung des kirchlichen Lehramts.