Vor genau fünf Jahren wurde der erste Corona-Lockdown beschlossen. Aber waren alle strikten Maßnahmen wirklich gerechtfertigt? Die Rufe nach Aufarbeitung werden lauter. Vor allem mit Blick auf künftige Pandemien.
Zum fünften Jahrestag des ersten Corona-Lockdowns in Deutschland fordert auch die Bundesärztekammer eine umfassende Aufarbeitung der Pandemiezeit. Dies müsse aber sachlich und gründlich passieren und nicht so polemisch wie viele der damaligen Debatten, mahnte Ärztekammerpräsident Klaus Reinhardt am Montag im Deutschlandfunk. Dabei gehe es auch nicht um Schuldzuweisungen und Rechthaberei, sondern vor allem um die richtigen Schlussfolgerungen für künftige Pandemien.
Im Mittelpunkt, so Reinhardt weiter, sollten dabei vor allem die gesellschaftlichen Auswirkungen stehen: “Was ist bei Kindern und Jugendlichen an Folgeerscheinungen entstanden? Was haben wir falsch gemacht im Zusammenhang mit der Betreuung von alten Menschen, von Menschen, die alleine lebten, von Menschen, die schwer erkrankt waren, und so weiter?”
Bei künftigen Pandemien, so Reinhardt weiter, dürfe man vor allem nicht den Fehler wiederholen, die Schulen zu schließen: “Schülerinnen, Schüler, junge Menschen waren eben nicht wie befürchtet die Treiber der Pandemie. Das ist ein Beispiel dafür, wo wir auch heute schon sagen können: Da ist ein falscher Kurs eingeschlagen worden.”
Am Wochenende hatten auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Deutsche Stiftung Patientenschutz eine konsequente und umfassende Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen angemahnt. “Wir brauchen diese Erkenntnisse, um für die nächste Pandemie gewappnet zu sein, die – und das ist leider nur eine Frage der Zeit – kommen wird”, sagte KBV-Präsident Andreas Gassen den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Konkret forderte er die Einrichtung einer Enquetekommission: “Dabei soll es nicht um Schuldzuweisungen gehen, sondern um die Frage: Was ist gut gelaufen? Welche Maßnahmen haben sich als falsch erwiesen oder wurden vielleicht gar nicht wirklich befolgt?”
Nach Ansicht der Deutschen Stiftung Patientenschutz muss der neue Bundestag dringend die Corona-Maßnahmen aufarbeiten. Denn “es braucht gesetzliche Grundlagen, um einer möglichen künftigen Pandemie effizient zu begegnen”, sagte Vorstand Eugen Brysch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): “Die größten Fehler wurden in der Altenpflege gemacht. Das höchste Opfer des Politikversagens brachten die Pflegebedürftigen.”
Der erste Corona-Lockdown in Deutschland wurde vor genau fünf Jahren – am 16. März 2020 – beschlossen und trat am 22. März in Kraft. Er war mit zahlreichen Einschränkungen im öffentlichen Leben verbunden. Der Corona-Lockdown endete mit den ersten Lockerungen nach sieben Wochen am 4. Mai 2020.