Bremer Ausstellung blickt auf „kulturellen Durchlauferhitzer“
Sie haben über Jahre zu Dritt in einer Bremer Künstler-WG gewohnt und sich auf eine Art gegenseitig inspiriert, die über die Stadtgrenzen hinaus ausstrahlte: Wolfgang Michael, Norbert Schwontkowski und Horst Müller sind die Protagonisten einer Ausstellung, die ab Mittwoch (10. April) unter dem Titel „Three by Chance“ (Drei durch Zufall) in der Bremer Kunsthalle zu sehen ist. Ihre WG in der Bremer Lebens- und Ateliergemeinschaft Kohlhökerstraße sei der „kulturelle Durchlauferhitzer“ der Stadt gewesen, sagte Kunsthallen-Direktor Christoph Grunenberg am Dienstag.
Kuratiert wurde die Schau von Wolfgang Michael und Horst Müller, Norbert Schwontkowski starb 2013. „Die Drei teilten ihre Wohn- und Arbeitsräume, philosophierten, praktizierten Yoga und redeten über aktuelle Fragen in der Kunst“, sagte Co-Kuratorin Eva Fischer-Hausdorf. „Hier war Raum, künstlerische Ideen und Verfahren zu entwickeln und auszuprobieren – und zugleich alternative Lebensentwürfe zu erproben.“
„Es war unglaublich produktiv und lebendig, Aufbruchstimmung in einer Zeit tiefgreifender gesellschaftlicher Umbrüche“, blickte Grunenberg zurück. Das spiegele sich auch in den Arbeiten wider, die nun in der Ausstellung zu sehen seien.
In den 1960er Jahren lernten sich Michael, Schwontkowski und Müller in Bremen zufällig kennen und freundeten sich an. Seit 1974 lebten und arbeiteten sie in der Kohlhökerstraße in einem umgebauten Pferdestall. Bis zum 28. Juli präsentiert die Schau rund 70 Werke aus der Zeit von 1975 bis 2023: Konstruktive Wandarbeiten von Wolfgang Michael treten dabei in einen Dialog mit den Fotografien und Objekten von Horst Müller sowie Gemälden, Papierarbeiten und Objekten von Norbert Schwontkowski.
Trotz ganz unterschiedlicher Stile war allen drei Künstlern das starke Interesse am Alltäglichen gemeinsam: „Am Gegebenen, sei es ein Raum, ein Gegenstand oder auch alltägliche Momente“, sagte Fischer-Hausdorf. So nehme „Three by Chance“ die wechselseitige Beeinflussung in den Blick und zeichne ihren Austausch sowie ihr inspirierendes Zusammenspiel nach. „Es geht um das Zusammenspiel“, betonte Wolfgang Michael bei einem ersten Ausstellungsrundgang.
Ein Beispiel dafür ist das „Rendezvous“ (1985) von Horst Müller, zwei miteinander verbundene Werkstattuhren: Beider Uhren Zeigerpaare laufen synchron im Uhrzeigersinn. Durch die Installation ließ sich Norbert Schwontkowski inspirieren und malte zwei Monate später ein Bild unter dem Titel „Der Uhrenwürger“.
Unter den drei Künstlern habe es ein Austausch zu Themen, Motiven und Bildsprachen gegebnn, bekräftigte Grunenberg.„Die Ausstellung zeichnet sie als Koordinaten der Spätmoderne nach und aktualisiert Material- und Raumauffassungen, die auch heute noch gültig sind.“