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Bombendrohung beim Oktoberfest: Bedrückend auch für Schausteller

An diesem Mittwoch bleibt das Münchner Oktoberfest wegen einer Bombendrohung mindestens bis 17 Uhr geschlossen. Auch für die Beschäftigten auf der Wiesn – unter ihnen Schausteller, Budenbesitzer, Bedienungen – sind Gefahrenlagen eine bedrückende Erfahrung. Schausteller seien hochengagiert, wollten ihren Beruf ausüben und für die Besucher ein schönes Fest gestalten, sagte der Leiter der Circus- und Schaustellerseelsorge der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Torsten Heinrich, dem Evangelischen Pressedienst (epd). In schwierigen Situationen wie einer Bombendrohung oder einer drohenden Massenpanik wie am vergangenen Samstag gebe es daher natürlich „Herzweh, Trauer und Wut“.

epd: Das Oktoberfest ist derzeit wegen einer Bombendrohung geschlossen, bereits am Samstag wurde das Gelände kurzzeitig wegen Überfüllung gesperrt. Es bestand wohl die Gefahr einer Massenpanik: Was machen solche Gefahren-Nachrichten mit den Schaustellern und Beschäftigten auf der Wiesn?

Torsten Heinrich: Ich denke, das kann man sich leicht ausmalen. Die Schausteller sind hochengagiert, wollen eigentlich nur ihren Beruf ausüben, ein schönes Fest gestalten – und damit auch den Menschen Freude bringen. Wenn es dann zu solchen Situationen wie am Samstag oder wie jetzt mit der Bombendrohung kommt, dann gibt es natürlich Herzweh und Trauer. Und natürlich Wut gegenüber Menschen, die Feste mit Anschlägen bedrohen. Das ist sehr bedrückend für die Schausteller. Zugleich gehen sie sehr professionell damit um, denn das Thema Sicherheit auf Volksfesten oder Weihnachtsmärkten ist ja kein Randthema mehr, sondern gehört mittlerweile zu ihrem Job. Die Schausteller wissen, dass sie im schlimmsten Fall mitten drin und daher hochgefährdet sind.

epd: Wie belastend ist das Thema „Gefährdung“ für die Schausteller? Die Sicherheitskonzepte werden Jahr für Jahr angepasst und verschärft, immer wieder kommt es aber trotzdem zu Anschlägen.

Heinrich: Der seelsorgerliche Bedarf ist da. Wenn ich mit Schaustellern spreche, reden wir natürlich auch über das Thema Sicherheit. Dabei geht es natürlich auch um die körperliche Sicherheit der Schausteller – aber die meisten lassen ihr Lebensgefühl nicht von der Angst bestimmen. Daneben beschäftigen sie in solchen Fällen wirtschaftliche Sorgen. Wird das Oktoberfest geschlossen, fallen Einnahmen weg, und in Krisenzeiten kommen weniger Besucher. Wirtschaftliche Ängste spielen daher eine erhebliche Rolle in meinen Gesprächen. Diesmal kann ich nicht in München sein, dafür ist unsere Schaustellerseelsorge leider zu dünn besetzt. Wir werden diese Bombendrohung aber mit Verzögerung zu spüren bekommen, wenn die Schausteller zur Ruhe kommen und dann der Redebedarf steigt.

epd: Was sind eigentlich genau die Aufgaben eines Schausteller-Seelsorgers?

Heinrich: Eigentlich die gleichen wie die eines Gemeindepfarrers. Nur dass unsere Schausteller-Gemeinde nicht an einen Ort gebunden ist und wir deshalb auch permanent unterwegs sind. Dieses Jahr zum Beispiel war ich zweieinhalb Tage auf dem Oktoberfest, habe beim traditionellen Wiesn-Gottesdienst mitgewirkt und habe ein Kind getauft. Kasualien wie Taufe, Hochzeit oder Beerdigung spielen ohnehin eine große Rolle in unserer Arbeit. Wir dürfen diese doch recht große Gruppe von Menschen, die so viel bewegt für die Menschen und Feste auf die Beine stellt, nicht allein lassen. Auch sie brauchen stabile Beziehungen, genauso wie die Menschen in einer Orts-Gemeinde. (3052/01.10.2025)