Der Berliner Bischof Christian Stäblein kann sich eine Kirche, die zu wichtigen gesellschaftlichen Fragen schweigt, nicht vorstellen. In seinem „Wort des Bischofs“ auf der Hörfunkwelle 88.8 des Rundfunks Berlin-Brandenburg verteidigte Stäblein am Samstag Stellungnahmen der Kirche zu Friedensfragen oder Migration. Wie könnte Kirche dazu schweigen, fragte der Leitende Geistliche der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Oft werde gesagt, die Kirche solle sich nur um das Seelenheil kümmern. „Aber wie sollte und könnte denn ein Seelenheil aussehen, wenn es nicht das Heilwerden des Nächsten, der Gesellschaft und der Schöpfung miteinschließt“, hielt der Berliner Bischof dagegen.
Die Debatte darüber, wie politisch Kirche sein darf, war im Frühjahr unter anderem durch Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) neu entfacht worden. Stäblein sprach am Samstag im RBB-Hörfunk von einer „ewig jungen Zukunftsfrage“.
Der Berliner Bischof stellte klar, es gehe nicht um parteipolitische Positionierung, wenn aus christlicher Grundhaltung heraus gesprochen wird: „Das Evangelium ergreift nicht Partei für Parteien, sondern für Menschen“, also für Betroffene von Gewalt, von Marginalisierung und für die Würde aller. Kirchen seien keine Vereine oder gar Parteien. Aber sie sprächen doch „gemeinsam mit anderen hinein in diese Gesellschaft“.
Aller Streit über den richtigen Weg zu Frieden und Gerechtigkeit müsse dabei von Liebe geleitet sein, nicht von Hass, forderte der Bischof: „Hass schadet der Seele, auch der Seele einer ganzen Gesellschaft.“