Bischof Meister hält ökumenische Gemeinden für möglich

Eine Gemeinde, die aus evangelischen und katholischen Christen besteht – das hält Landesbischof Meister für möglich. Der katholische Kollege begrüßt die Idee.

Jens Schulze / epd

Hannover. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hält für die Zukunft Kirchengemeinden mit evangelischen und katholischen Christen unter einem Dach für möglich. „Viele Menschen fragen schon heute nicht mehr danach, ob jemand evangelisch oder katholisch ist, sondern nur, ob er Christ oder Christin ist“, sagte er im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der katholische Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer begrüßte die Überlegungen seines evangelischen Kollegen. „Ich bin der festen Auffassung, dass es zwischen den beiden großen deutschen Kirchen viel mehr Verbindendes als Trennendes gibt“, sagte Wilmer dem epd.

„Wir alle sind als Christinnen und Christen aufgefordert, das Evangelium zu bezeugen und zu verkünden“, betonte Wilmer. „Wie wir in der Seelsorge gemeinsame Wege gehen können, ist eine richtige und wichtige Frage für die Zukunft. Damit werden wir uns in der Ökumene ganz sicher weiter befassen.“

Meister hatte angeregt, zu überlegen, was die beiden Kirchen künftig gemeinsam tun könnten – „bis hin zur Gründung von reinen ökumenischen Gemeinden“. Das sei zwar ein ferner Wunsch, „aber man kann ihn ja ruhig mal äußern“, sagte er. Es sei zurzeit noch völlig offen, wie solche Gemeinden aussehen könnten: „Wir sind einfach noch nicht so weit und haben unsere Differenzen, zum Beispiel mit dem Abendmahl.“ Nötig seien Initiativen, die beide Kirchen herausforderten: „Ich glaube, das wird für die Zukunft des Christentums in unserem Land sehr entscheidend sein.“

Voraussetzung geschaffen

Auch für seine eigene Landeskirche, der größten in Deutschland, wünscht sich Meister neue und kreative Formen. Er denke dabei an Gemeinden, die sich nur für einen begrenzten Zeitraum zusammenfänden, womöglich ohne Pastor und Kirchengebäude, nur mit einem ehrenamtlich beauftragten Prädikanten. „Warum soll es nicht auch eine reine, allein von Jugendlichen konzipierte und getragene Jugendkirche geben oder eine international geprägte Gemeinde? Solche Initiativen könnten wir sofort aufnehmen und finanziell unterstützen“, betonte der Theologe. Auch in den Sozialen Medien geschehe Verkündigung und Seelsorge: „Ist das nicht auch schon Gemeinde?“

Er halte eine solche Entwicklung in den nächsten 20 bis 30 Jahren für möglich, sagte Meister. „Sie wird natürlich für diejenigen unter uns, die wir die Kirche als Institution repräsentieren, erst einmal schwierig und schmerzhaft sein.“ Doch in der im vergangenen Jahr verabschiedeten neuen Kirchenverfassung der hannoverschen Landeskirche seien die entsprechenden Voraussetzungen dafür geschaffen worden. „Mein Wunsch ist, unsere Verfassung so offen und liberal auszulegen, dass auch andere Gemeindeformen in unserer Kirche akzeptiert werden“, betonte der Bischof: „Das würde auch uns neu beleben.“ (epd)