Bis das Brot für alle reicht

Die evangelische Hilfsorganisation Brot für die Welt feiert in diesem Jahr 60. Geburtstag. Für 20 Kinder und Jugendliche fand deshalb eine Projektwoche statt.

Die Teilnehmer der Projektwoche
Die Teilnehmer der ProjektwocheJohanna Stackelberg

Stralsund. Und was machen Sie zu Hause mit trockenem Brot: Aufbacken? Zu Paniermehl raspeln? Wegwerfen? In der Stralsunder Alstadt fanden sich Passanten vor Kurzem vor solche Fragen gestellt: Fast 20 Kinder und Jugendliche aus den Gemeinden St. Marien und Heilgeist schwärmten aus für eine Umfrage zum Thema Konsum – als Teil einer Projektwoche, die Religionspädagogin Andrea Lehnert in den Ferien anbot.

Der Anlass: Brot für die Welt ist 60 Jahre alt geworden. Eine evangelische Hilfsorganisation, die 1959 von Christen gegründet worden war, als in Indien eine Hungerkatastrophe herrschte, wie Andrea Lehnert erklärt. „Die Gründer damals haben gesagt: Wir Europäer mit unserem Lebensstil sind mit daran schuld, dass Menschen in anderen Teilen der Erde hungern.“ Heute leiste Brot für die Welt Hilfe zur Selbsthilfe in über 100 Ländern, darunter in Afrika, Asien, Lateinamerika, Ost- und Südosteuropa. Längst geht es nicht mehr nur um den Kampf gegen Hunger, sondern umfassender gegen Armut, Kinderarbeit, für Menschenrechte und Gerechtigkeit. Ein Beispiel: Brot für die Welt sorgt dafür, dass bäuerliche Familienbetriebe genügend Land haben, um die Familie das ganze Jahr gesund zu ernähren. Und dass sie die Kontrolle über ihr Saatgut behalten, um nicht von Agrarkonzernen und Banken abhängig zu werden.

Fleisch vernichtet – aus Hygienegründen

Neben dem weltweiten Wirken der Hilfsorganisation beleuchteten die Kinder und Jugendlichen in Umfragen und Unternehmensbesuchen auch den Umgang mit Lebensmitteln in ihrer Stadt. Bäckerinnen und Fleischer fragten sie etwa, was nach Ladenschluss mit den übrigen Waren geschieht, berichtet Andrea Lehnert.

„Ein Fleischer hat ganz direkt gesagt, dass er aus Hygienegründen vieles vernichten muss.“ Umso mehr fanden die Kinder: Privat müsste es anders gehen. „Ein paar Eltern haben mir erzählt, dass sie jetzt kein Brot mehr wegwerfen dürfen; jeder Kanten muss gegessen werden“, erzählt Andrea Lehnert schmunzelnd. Kinder und Jugendlichen seien eben gute Multiplikatoren – auch beim Thema Bewahrung der Schöpfung.

Auf dem Weg nach Berlin

Wo überall in der Bibel das Wort „Brot“ vorkommt, auch das war in der Projektwoche Thema, verknüpft mit der Aufgabe, passende Bilder auf Leinwände zu pinseln. Die knalligen Kunstwerke hängte die Gruppe zum Schluss im Turm der Marienkirche auf, zwischen Brot-für-die-Welt-Plakaten mit Sprüchen wie „weniger ist leer.“ Wahres Talent bewiesen die jungen Künstler dann, als es darum ging, die Bilder für möglichst viel Geld zu versteigern: 442 Euro für Brot für die Welt kamen zusammen, auch mit dem Verkauf von selbst gebackenem Brot und Keksen. „Richtig viel“, findet Andrea Lehnert – und will die Spende mit ihrer Gruppe  in Berlin überreichen, am Sitz der Hilfsorganisation. Das Brot-für-die-Welt-Lied wollen sie dort singen, ein Lied, dessen englische Hauptzeile so viel bedeutet wie:„Bis das Brot für alle reicht – so lange werden wir keine Ruhe geben…“ Danach will die Gruppe sich einer Demo gegen Kinderarbeit anschließen, die Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi aus Indien anführt.

Johanna Stackelberg, MV-Referentin für Brot für die Welt, freut sich über die ganze Aktion der Stralsunder: „Die Begeisterung, mit der sich die Kinder der Sache widmeten, war absolut ansteckend“, sagt sie. Wenn andere Gemeindegruppen sich ebenfalls auf den Wegmachen wollen – sie würde sie gern begleiten.