Beruf: Flächenmanager

Der Festplatz im Albstädter Ortsteil Onstmettingen ist ein Beispiel für die Arbeit von Erwin Straubinger. Er ist Flächenmanager bei der Stadtverwaltung von Albstadt im Zollernalbkreis. Und im mehr als 30 Jahre alten Bebauungsplan „Zaislen“ ist die Brache zwischen Tennisplätzen und Tennishalle als Festplatz ausgewiesen. Aber ihre Feste feiern die Onstmettinger schon lange anderswo. Die 6.400 Quadratmeter große Fläche wird allenfalls noch als Lagerplatz genutzt. Straubinger ist es gelungen, dass auf dem Festplatz in den nächsten Jahren nun ein modernes, klimafreundliches Wohnquartier mit 48 Wohnungen für Jung und Alt entsteht.

Flächenmanager – das ist noch eine junge Berufsbezeichnung im Südwesten. Die Landesregierung fördert sie seit ein paar Jahren über ihr Programm „Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“. Straubinger ist einer von rund 35 Flächenmanagern im Land.

In Albstadt, einer 46.000 Einwohner-Stadt auf der Schwäbischen Alb, sucht der gelernte Bauzeichner seit 2021 unbebaute und bebaute Grundstücke, um wertvolle Böden zu schützen. „Für uns hat die Innenentwicklung vor der Außenentwicklung grundsätzlich Priorität“, sagt Straubinger in seinem Arbeitszimmer im Technischen Rathaus in Albstadt-Tailfingen.

Er war einer der ersten Flächenmanager im Land. Seine Arbeit wird auch außerhalb von Albstadt wahrgenommen – und geschätzt. Er bekommt viele Anfragen aus anderen Kommunen. Selbst aus Bayern erkundigen sie sich danach. Mittlerweile haben sich zehn bis zwölf Flächenmanager zu einem Netzwerk zusammengeschlossen, um sich ein- oder zweimal im Jahr digital auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen. Straubinger hofft, dass noch mehr Städte und Gemeinden ihrem Beispiel folgen und Baulücken aufspüren. Denn die Mühe lohne sich, sagt er. Für die Menschen und die Natur gleichermaßen.

Er befürwortet daher auch den Volksantrag „Ländle leben lassen“. Ein Bündnis aus mehr als 20 Umwelt- und Landwirtschaftsverbänden hatte rund 53.000 Unterschriften gesammelt, um den Flächenfraß im Land zu stoppen und die grün-schwarze Landesregierung an ihr Vorhaben zu erinnern, den Flächenverbrauch kurzfristig auf 2,5 Hektar pro Tag zu begrenzen. Aktuell werden 4,6 Hektar täglich versiegelt – was sechseinhalb Fußballfeldern entspricht.

Langfristig will Grün-Schwarz einen Verbrauch von Netto-Null erreichen. Das hat sie so im Koalitionsvertrag hinterlegt. Doch der Landtag hat den Volksantrag im Juli dieses Jahres mehrheitlich abgelehnt. Die Regierungskoalition hat dafür einen Entschließungsantrag eingebracht, den die Initiatoren um Gerhard Bronner, Vorsitzender des Landesnaturschutzverbandes, als schwach bezeichnen. „Ohne eine klare Kontingentierung der Flächennutzung werden die Flächenziele kaum erreichbar sein“, sagt Bronner.

Ob sich der Flächenverbrauch in Albstadt auf Netto-Null verringern lässt, bezweifelt auch Erwin Straubinger. Manchmal brauche man für Industrie oder auch fürs Wohnen neue Flächen. „Doch wir tun unser Bestes dafür, um sorgsam mit unseren Lebensgrundlagen umzugehen.“ Das geschieht durch Beratung und diverse Förderprogramme, weil energetische Sanierungen nicht gerade günstig sind.

Um die Bauflächenpotenziale zu erheben, hat Straubinger in einer ersten Abfrage 2021 alle Flächen in Albstadt ermitteln lassen, die für eine Innenverdichtung sofort infrage kommen. Etwa 390 Grundstücke kamen zusammen. Elf Eigentümer waren zum Verkauf bereit. Diese hat die Stadt dann auf ihre eigens dafür geschaffene Plattform „Geoportal“ gestellt, damit sie jeder Interessent einsehen kann. „Wir geben dann die Daten an den Verkäufer weiter“, sagt Straubinger. Damit ist seine Arbeit getan. „Wir dürfen und wollen auch nicht als Immobilienmakler auftreten.“

Aktuell gibt es 342 direkt bebaubare Grundstücke mit 23 Verkaufsangeboten. Mehr als 50 Flächen wurden seit der ersten Erhebung bebaut. Ein Erfolg, der ihn aber noch nicht zufriedenstellt. Erwin Straubinger fahndet weiter nach geeignetem Leerstand. Im Ortsteil Lautlingen etwa werden auf einer Industriebrache einer ehemaligen Trikotfabrik 54 neue Wohnungen geschaffen. Die alten Gebäude standen seit Ende der 1990er Jahre leer. (2657/26.11.2024)