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Bericht: Jedes fünfte Kind weltweit lebt in Konfliktgebiet

Jedes fünfte Kind weltweit lebte im vergangenen Jahr einem Bericht zufolge in einem Konfliktgebiet. Betroffen waren rund 520 Millionen Kinder, heißt es in dem in Berlin veröffentlichten Bericht „Krieg gegen Kinder“ der Kinderschutzorganisation Save the Children. Das seien 47 Millionen Kinder mehr als im Vorjahr – ein neuer Rekordwert.

Die meisten der von Krieg und kriegerischen Konflikten betroffenen Kinder lebten nach Angaben von Florian Westphal mit 218 Millionen in Afrika. Das entspreche einem Drittel (32,6 Prozent) aller Kinder auf dem Kontinent, sagte der Geschäftsführer von Save the Children Deutschland.

Die UN dokumentierte dem Bericht zufolge im vergangenen Jahr zudem 41.763 Verbrechen an Kindern in Konflikten. Das sei ein Anstieg um ein Drittel (30 Prozent) gegenüber dem Vorjahr 2023. Pro Tag waren durchschnittlich 78 Kinder unmittelbar von Verbrechen betroffen. „Die Statistik zeigt aber nur die Spitze des Eisbergs“, sagte Westphal: „Die Dunkelziffer ist extrem hoch.“

Hinzu kommen laut der Organisation die Kinder, die in Gebieten leben, in denen Schulen und Krankenhäuser angegriffen wurden und der Zugang zu humanitärer Hilfe durch Streitkräfte und bewaffnete Gruppen blockiert wurde.

Die Verbrechen reichten von Entführungen, Verletzungen, sexualisierter Gewalt über Zwangsrekrutierungen bis hin zu Tötungen. Bei allen Verbrechen haben laut Save the Children die Fallzahlen zugenommen. Mit einer Ausnahme: So wurden weniger Kinder durch Streitkräfte und bewaffnete Gruppen rekrutiert und eingesetzt. Die Zahl sank von 7.751 in 2023 auf 7.405 im Jahr 2024.

Mehr als die Hälfte der Verbrechen an Kindern wurden demnach in vier Regionen weltweit dokumentiert. Das sind die besetzten palästinensischen Gebiete, der Kongo, Nigeria und Somalia. Jedes dritte Kind, das im vergangenen Jahr getötet oder verstümmelt wurde, hat demnach in den besetzten palästinensischen Gebieten gelebt.

Viele der Gaza-Kinder würden an den Folgen des Krieges ein Leben lang zu tragen haben, sagte Westphal. So gehe auch seit Oktober 2023 dort kein Kind mehr zur Schule: „Auch das wird diese Gesellschaft über Generationen beschäftigen.“

Bezogen auf ganze Kontinente, wurden laut Save the Children mit 18.132 die meisten Verbrechen an Kindern in Afrika dokumentiert, davon die Hälfte im Kongo. Dort seien sexualisierte Gewalt, Entführungen und die Rekrutierung von Kindersoldaten an der Tagesordnung, sagte die Kongo-Expertin der Organisation, Katharina von Schroeder. Allein in diesem Jahr seien bereits 220 Angriffe auf Schulen dokumentiert. In ganz Afrika wachse derzeit jedes dritte Kind in einem kriegerischen Konflikt auf.

Geschäftsführer Westphal kritisierte, durch staatliche Kürzungen in der humanitären Hilfe verschärfe sich die Situation. So müsse Save the Children jetzt allein in Somalia in 124 Gesundheits- und Ernährungszentren die Arbeit einstellen. Auch tue die internationale Staatengemeinschaft zu wenig, um Verantwortliche von Verbrechen an Kindern zur Rechenschaft zu ziehen.