Behinderte gießen Kerzen fürs Fest

Jetzt ist Hochsaison für die Manufaktur in Dobbertin. Behinderte produzieren Kerzen für Weihnachten. Nach dem Fest startet die Produktion für Ostern.

In Dobbertin produzieren Behinderte adventliche Kerzen (Symbolbild)
In Dobbertin produzieren Behinderte adventliche Kerzen (Symbolbild)MK-Photo / Fotolia

Dobbertin. Mit ruhiger Hand und goldener Farbe bemalt ein junger Mann glockenförmige Kerzen. Unweit davon zieht seine Kollegin Kerzen, indem sie die Lichter bis zu 50 Mal in flüssiges Wachs taucht und immer wieder mit Messer und Pinsel nacharbeitet. Um einem Tisch sitzen weitere Mitarbeiter, die Dochte in Gießformen befestigen, Kerzen gießen oder erkaltete Lichter ausformen. In der Kerzenmanufaktur der Behindertenwerkstätten des Diakoniewerks "Kloster Dobbertin" bei Goldberg (Kreis Ludwigslust-Parchim) wird in ruhiger Atmosphäre konzentriert gearbeitet.
In reiner Handarbeit stellen die neun behinderten Mitarbeiter pro Tag etwa 100 Kerzen her, sagt Gruppenleiterin Karen Straßburg. Immer wieder kommen Kunden vorbei, um sich aus den gut gefüllten Schränken schöne Exemplare für die Advents- und Weihnachtszeit zu besorgen.

Neu: der Sternstumpen mit Teelicht

Kerzen in Form von Bäumen, Zapfen, Sternen, Pilzen, Engeln oder Glocken sind derzeit besonders gefragt. Die Produktion dafür startete schon im Sommer und läuft bis zum alljährlichen Adventsbasar auf dem Gelände des Diakoniewerks in Dobbertin, der traditionell am Sonnabend vor dem ersten Advent stattfindet. Erst nach dem Jahreswechsel ist es weniger trubelig, bis im Februar/März die Kerzenproduktion für Ostern startet.
Lichter in etwa 50 verschiedenen Formen und 15 Farben kann die Manufaktur anbieten, darunter etwa zwölf Formen speziell für Advent und Weihnachten. Neu in der Palette ist in diesem Jahr ein Sternstumpen, in dessen Mitte ein Teelicht brennen kann. Verwendet werden für Dochte, Paraffin und Farben nur Rohstoffe mit Gütezeichen, betont Karen Straßburg.

Kunden kommen von weit her

Sie wünsche sich, "dass uns unsere Kunden treu bleiben", sagt die Manufakturleiterin. Denn auch die Behindertenwerkstatt müsse die Preise für ihre Produkte erhöhen, beispielsweise wegen steigender Energiekosten. Doch in der Vorweihnachtszeit dürften die Einkaufsmöglichkeiten in dem Dorf wohl wieder etliche Leute auch von außerhalb anziehen. Manche Kunden kämen extra aus Schwerin oder Güstrow, um sich eine frisch geschlachtete Ente bei der Agrargenossenschaft zu holen, dann noch zum Gärtner zu gehen und danach zur Kerzenmanufaktur, sagt Karen Straßburg.
Ungewiss ist derzeit, ob sich Straßburgs anderer Wunsch nach zwei bis drei weiteren Mitarbeitern für die Kerzenmanufaktur auch verwirklichen lässt. Die Behindertenwerkstätten des Diakoniewerks "Kloster Dobbertin" mit ihren über 340 Arbeitsplätzen in über zehn Bereichen an den Standorten Dobbertin, Sternberg und Lübz hätten einen hohen Qualitätsanspruch, aber nicht so viele Behinderte, die das leisten können, sagt Werkstattleiterin Gisela Hentschel. Das werde sich im Zuge des geplanten Bundesteilhabegesetzes auch nicht ändern.
Sie finde das Gesetz an sich gut, erklärt Hentschel. Aber die Behinderten, die künftig in einer geschützten Werkstatt des Diakoniewerks arbeiten, werden wohl weniger Geschicklichkeit haben. Da werde es schwieriger werden, Arbeitsplätze beispielsweise in der Tischlerei oder der Landschaftspflege zu besetzen. Die Werkstätten werden wohl ihr Profil verändern müssen, sagt Hentschel. (epd)