Befreiende Schwäche

Über das Geheimnis Gottes schreibt Andreas Riekeberg. Er ist Pfarrer in der Kirchengemeinde Maria von Magdala in Wolfenbüttel und Sickte.

Congerdesign / Pixabay

Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „Meine Rede und meine Verkündigung sollten euch nicht durch ihre Weisheit überreden. Vielmehr sollte in ihnen Gottes Geist und Kraft zur Geltung kommen.“ aus 1. Brief an die Korinther 2, 1-10

Gott wirkt nicht durch Überlegenheit von Menschen, die in seinem Namen reden oder handeln. Gottes Kraft kommt vielmehr durch die Schwachheit von Menschen zur Wirkung. Das ist für mich der wichtigste Punkt im Predigttext für diesen Sonntag aus 1. Korinther 2. Paulus nennt diese Erkenntnis das „Geheimnis Gottes“.

Ob nun eine Überlegenheit an Körperkraft, Reichtum, Beredsamkeit, Schönheit oder Weisheit –jede Überlegenheit kann Bewunderung, Einschüchterung und Neid hervorrufen. Nichts davon tut Menschen gut und dem Zusammenleben schon gar nicht. Friede wird, wenn Menschen ohne Herabsetzung und ohne Missgunst miteinander leben können.

Was kann man tun? Beredsamkeit nicht zum eigenen Vorteil einsetzen, sondern um denen mehr Gehör zu verschaffen, deren Stimme überhört wird. Sich an Schönheit freuen, aber nicht damit angeben. Reichtum zum Ausgleich materieller Ungerechtigkeit verwenden wie bei der „Aktion Selbstbesteuerung“ und „Brot für die Welt“.

Unser Vorbild für all das ist natürlich Jesus. Er scharte nicht Bewunderer um sich, sondern berief Nachfolger, die bereit waren, auf sich zu nehmen, was er auf sich nahm – bis hin zum Kreuz. Indem seine Jünger schließlich darauf beharrten, dass er schuldlos hingerichtet worden war, durchbrachen sie das Urteil „selbst schuld“, mit dem Opfer von Gewalttaten allzu oft auch noch schuldig gesprochen werden.

Die Schwachheit Jesu kann alle, die sich an ihm orientieren, vom Drang nach Überlegenheit losmachen. Sie befreit zu neuer Gemeinschaft. In der werden nicht nur die Rangunterschiede aufgehoben, sondern sogar die Binaritäten, nach denen unterschieden wurde: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“

Unser Autor
Andreas Riekeberg ist Pfarrer in der Kirchengemeinde Maria von Magdala in Wolfenbüttel und Sickte.

Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Dienstag.