Die Bauarbeiten rund um die Nürnberger Zeppelintribüne sind im vollen Gange. Wo der Naturstein der Fassaden bröckelte und immer wieder Bereiche aus Sicherheitsgründen abgesperrt werden mussten, soll in den kommenden Jahren ein Lern- und Begegnungsort entstehen. „Wir lassen Steine sprechen, auch wenn die Zeitzeugen nicht mehr da sind“, sagte Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) bei der Vorstellung des Baufortschritts am Mittwoch.
Der Ort, an dem zwischen 1933 und 1938 die Reichsparteitage der Nationalsozialisten stattfanden, soll für kommende Generationen erhalten bleiben. Auch in Zeiten digitaler Bildungsarbeit seien haptische Erfahrungen wichtig und historische Orte zentral, sagte Bürgermeisterin Julia Lehner (CSU). Auf der Gesamtfläche von 200.000 Quadratmetern finden heute auch große Sport- und Musikveranstaltungen statt. Das Angebot ist Teil des Konzepts der Erinnerungskultur. „Die Demokratie hat sich dieses Gelände zurückgeholt“, sagte König.
Seit Ende 2024 laufen die Baumaßnahmen. Bereits abgeschlossen sind die Rohbauarbeiten am früheren Bahnhof Dutzendteich, der künftig als Ankunfts- und Informationsort dienen soll. An der Zeppelintribüne können laut Stadt nach dem umfangreichen Gerüstaufbau nun die Arbeiten an der Fassade beginnen, die bis 2027 dauern sollen. Die Fertigstellung des Gesamtprojekts sei für 2030 geplant. Von den 88,3 Millionen Euro Kosten übernehmen Bund und Freistaat knapp 64 Millionen Euro.
„Dieser Ort ist für ganz Deutschland und die gesamte Gesellschaft wichtig“, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei der Vorstellung. Daher werde die Stadt Nürnberg nicht mit den Kosten allein gelassen. Um den Ort für alle Menschen zugänglich zu machen, werde laut Julia Lehner auf eine möglichst barrierearme Erschließung der Zeppelintribüne mit Aufzug und befahrbaren Rampen geachtet. Verschiedene Ausstellungsbereiche dort und am Bahnhof Dutzendteich sollen direkt an den historischen Orten über die Ereignisse in der NS-Zeit und den Umgang mit dem Gelände nach 1945 informieren.
Parallel dazu müsse auch das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände weiter gestärkt werden, so Söder. Die größte Gefahr für die Demokratie bestehe im „einfach Geschehenlassen“, deshalb müsse sie mit aktiver Erinnerungs- und Bildungsarbeit gestärkt werden. (3204/15.10.2025)