Autorin Vaglio Tanet: Lesung im Sanitätshaus “surreales” Erlebnis

Die Frankfurter Buchmesse liegt fast vier Wochen zurück, die Autorinnen und Autoren aus dem Ehrengastland Italien sind längst zu Hause, oder halten Lesungen in Deutschland – zwischen Rollstühlen und Thrombosestrümpfen.

Die italienische Autorin Maddalena Vaglio Tanet (39, “In den Wald”) zeigt sich beeindruckt vom Leseeifer der Deutschen. Dazu schilderte sie am Dienstagabend im Goethehaus in Rom ein “surreales” Erlebnis: “Ich war zu einer Lesung in einer westfälischen Kleinstadt eingeladen – in einem Sanitätshaus, vor 150 Leuten! Ich habe 40 Minuten gelesen, zwischen Gehhilfen, Rollstühlen, Thrombosestrümpfen und orthopädischen Schuhen. Es war sehr schön! Ich denke, sowas gibt es nur in Deutschland. In einer italienischen 20.000-Einwohnerstadt eine Lesung im Sanitätshaus abzuhalten, und es kommen 150 Leute und zahlen auch noch dafür – undenkbar.”

Vaglio Tanet äußerte sich im deutschen Museum Casa di Goethe bei einer Nachlese zur Frankfurter Buchmesse 2024, bei der Italien Ehrengast war. Auf der weltgrößten Literaturschau präsentierte die Autorin die deutsche Übersetzung ihres Debütromans “Tornare dal bosco”/”In den Wald” (Suhrkamp). Er wurde in weitere Sprachen übersetzt und für den höchsten italienischen Literaturpreis Premio Strega nominiert. Die promovierte Literaturwissenschaftlerin, die acht Jahre in Berlin lebte und Deutsch spricht, arbeitet als Schriftstellerin und Literaturscout im niederländischen Maastricht.