Autor Robert Harris: Politiker leben in “abgeschlossener Blase”

Politiker zum Anfassen gibt es aus Sicht des britischen Starautor Robert Harris heutzutage nicht mehr. Doch auch die Form, in der Politiker sich überhaupt noch beweisen können, sieht der Schriftsteller eingeschränkt.

Die Politik verliert aus Sicht des britischen Bestsellerautors Robert Harris immer mehr den Bezug zu den Menschen. “Niemand kann auf einen Regierungschef zugehen und ihn ansprechen. Politiker leben heute in einer abgeschlossenen Blase getrennt von der Normalbevölkerung”, sagte Harris (67) im Interview der “Welt” (Donnerstag).

Politiker seien “wie wir, denke ich, nur mehr als wir in gewisser Weise”, so der Autor weiter. “Ihr Antrieb, ihre Macken, ihre Eitelkeiten sind größer.” Deshalb faszinierten sie ihn als Schriftsteller so. Gleichzeitig seien Politiker in ihrem Handlungsvermögen heutzutage stark eingeschränkt. “Das Spiel ist klein geworden, insbesondere in Zeiten sozialer Medien. Es werden keine großen Reden mehr gehalten, alles muss in 270 Zeichen passen”, monierte Harris. Diese Form der Politik “zieht andere Typen an”, wodurch sich auch die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten erklären lasse.

Am Ende einer politischen Karriere stehe zudem immer das Scheitern, mahnte Harris (“Konklave”, “München”). “Wer keinem Attentat zum Opfer fällt oder anders aus dem Leben gerissen wird, erlebt unweigerlich einen schleichenden Machtverlust. Es ist ein rein zyklisches Phänomen.”