Autor Harari: Demokratie durch Künstliche Intelligenz bedroht

Waffen, Wissenschaft oder Finanzen: KI ist aus Sicht des Bestsellerautors Harari in vielen Feldern mit großen Risiken behaftet. “Leider kennen wir die meisten noch nicht”, sagt er.

Der israelische Historiker und Bestseller-Autor Yuval Noah Harari sieht von Künstlicher Intelligenz gesteuerte Schadprogramme, sogenannte Bots, als große Gefahr für die Demokratie. Im Kern sei die moderne Demokratie eine “gesamtgesellschaftliche Unterhaltung” – und damit abhängig von modernen Medien. Zunehmend aber könnten Mediennutzer nicht mehr sicher sein, “ob bestimmte Inhalte von Menschen oder von Maschinen in die Welt gesetzt worden sind”, sagte er dem “stern” (Mittwoch).

“Wir sind in eine Ära der Störung und des Chaos eingetreten”, sagte der Historiker. Künstliche Intelligenz sei anders als alle Gefahren, mit denen die Menschheit je konfrontiert gewesen sei. “Jeder sollte wissen, womit wir es hier zu tun bekommen.”

Schon heute stamme über 20 Prozent der Inhalte auf einer Plattform wie X (früher Twitter) von Bots. Harari: “Wenn Bots den Diskurs bestimmen, dann kann die Demokratie zusammenbrechen. Es wird Zeit, dass Politiker gegen sie vorgehen.” Mitschuld an der Gefährdung der Demokratie durch Bots und Algorithmen sind laut Harari große Tech-Konzerne wie Meta (Facebook), ByteDance (TikTok) oder X. “Sie sagen: Wir können doch nichts dafür, wenn Menschen dieses Zeug ins Netz stellen.” Dabei sorgten erst ihre Algorithmen für die massenhafte Verbreitung von Hasspostings und anderen schädlichen Inhalten.

“Diesen Unterschied versuchen die großen Tech-Konzerne ständig zu verwischen”, so der israelische Historiker und Bestseller-Autor, dessen neues Buch “Nexus” am 10. September in Deutschland erscheint. Harari: “Menschen haben ein Recht, ihre Meinung frei zu äußern. Bots nicht.”