Ausweglose Situationen

Drei Geschichten, die den Leser kräftig durchrütteln, liefert die Norwegerin Ingvild H. Rishøi mit ihren „Winternovellen“. Das fordert beim Lesen kräftig heraus.

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15 Kronen hat die Mutter noch, dann ist das Geld weg. Aber es würde reichen für die Busfahrt durch die Kälte nach Hause. Also kann sie dem Bettler nichts geben, der vorm Einkaufszentrum steht und nichts hat. Nicht mal zwei Hände hat er, wie der Tochter auffällt. „Wir können nicht allen helfen“, heißt der erste von drei Texten, mit denen uns die norwegische Erzählerin Ingvild H. Rishøi jeweils gehörig durchrüttelt.

Denn auch die anderen beiden Geschichten haben es in sich: Ein Mann, gerade aus dem Gefängnis entlassen, will ein Kopfkissen für seinen Sohn kaufen, der bei ihm übernachten soll, aber wie macht man das: ein Kopfkissen kaufen, wenn man bis eben im Gefängnis war? Drei Schwestern von groß bis klein irren durch eine verschneite Stadtlandschaft, ihre Rucksäcke sind prall gefüllt, auch mit Essen, aber sie sind viel zu schwer, wenn man auf der Flucht ist.

„Ich liebe es, wenn ich aus der Kälte ins Haus komme“, hat die Autorin auf die Frage geantwortet, warum die drei Geschichten alle im Schnee spielen. Und wir, die wir gerade im Warmen sitzen, die Seiten umblättern, sind so umgekehrt herausgefordert, uns scheinbar ausweglosen Situationen zu stellen und nicht die Hoffnung zu vergessen.

Ingvild H. Rishøi: Winternovellen.
Open House, Leipzig, 2016, 190 Seiten, 20 Euro.

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