Ausverkauft! Darum ist die Rose „Dr. Martin Luther“ so gefragt

Die Rosenbaumschule Schultheis hatte ihre Luther-Rose schon aus den Augen verloren. Doch jetzt steigt die Nachfrage dank des Reformationsjubiläums. Bis die leuchtend weiße Blume wieder verkauft wird, dauert es aber noch. von Imma Schmidt

Derzeit nicht zu haben: die leuchtend weiße Luther-Rose
Derzeit nicht zu haben: die leuchtend weiße Luther-RoseRosenhof Schultheis

Bad Nauheim / Bramsche. Christian Schultheis, Chef der Rosenbaumschule Schultheis in Bad Nauheim, will eigentlich gar nicht über die auf der Homepage seines Betriebes mit dem rot unterlegten „ausverkauft“ gelistete Rose „Dr. Martin Luther“ reden, die bereits vor 15 Jahren so getauft wurde. „Dann kommen nur wieder Vorbestellungen“, lacht er. „Und wir haben derzeit einfach keine Exemplare zum Verkauf mehr vorrätig und das wohl auch im kommenden Jahr noch nicht!“
Die Rose mit dem Namen des Reformators habe auch überhaupt nichts mit dem 2017 anstehenden Lutherjahr, dem „500 Jahre Reformation“-Jubiläum zu tun, betont Schultheis. Bei diesem Exemplar handelt es sich, so die Katalog-Beschreibung, um „eine elegante Strauchrose mit großen, gefüllten Blüten in leuchtendem Weiß“, die Züchtung eines Hobbyzüchters aus dem Jahr 2000.

Auch Katharina von Bora hat ihre Rose

Die leicht duftenden Blüten entfalten sich aus langgestreckten Knospen, sie zeigten sich zunächst edelrosenförmig mit großen, seidigen Petalen (Kronblättern) und voll erblüht mit dem Kranz goldgelber Staubgefäße in der Mitte. Die Rose blühe bis in den Herbst hinein in kleinen Büscheln frei an dem breitbuschig wachsenden Strauch, der etwa anderthalb Meter hoch und ebenso breit werden kann.
Weswegen seinerzeit die Anfrage zur Züchtung einer Rose mit dem Namen des großen Reformators kam? „Vermutlich auch irgendein evangelisches Jubiläum“, sagt Schultheis und lacht. „Genau wie bei der Rose ‚Katharina von Bora’ – die wächst jetzt auch in jedem zweiten Pfarrgarten…“ Das sei alles viel zu lange her, um Genaueres dazu zu sagen, so Schultheis. „Das hat noch mein Vater gemacht, das war vor meiner Zeit“, erinnert er sich.
Dann sei es still geworden um diese weiße Buschrose, sie wurde kaum nachgefragt, die Bestände schrumpften. Eben: ausverkauft. Erst einige überraschende Anfragen mit Blick auf das Lutherjahr 2017 hätten ihn daran erinnert, doch wieder ein paar mehr zu produzieren, meint Schultheis. „Das aber geht eben nicht so schnell!“

Luther-Rose – auch in einer Ausstellung

Doch wenn das Stichwort Lutherrose fällt, gibt es nicht nur diese Adresse im Bundesland Hessen, die derzeit keine sprudelnde Quelle für Pflanzwillige einer Rose mit dem expliziten Namen Luthers ist. Eine etwas anders geartete „Adresse“ findet man in Niedersachsen, genauer in Bramsche-Engter im Osnabrücker Land. Hier begegnet uns die Lutherrose – oder besser ihre Darstellung – in einer kleinen kulturgeschichtlichen Freiluft-Ausstellung. Die Gartenbaumschule Igel beherbergt derzeit Banner zur Kulturgeschichte der Rosen.
Betriebsinhaber Karsten Igel ist Gärtner und promovierter Historiker: „Auch Martin Luther führte eine Rose, eine weiße fünfblättrige Rose, in seinem Wappen. Wir fanden es spannend, hier, wo Rosen geprüft und verkauft werden, aus ihrer Geschichte zu erzählen.“ So kam es zur Ausstellung „Rosengeschichten“, die sich vor allem mit der Symbolik der Rose im Christentum und in der mittelalterlichen Gesellschaft befasst.
Parallel entstand ein „Paradiesgärtlein“, das „in den nächsten Jahren die Rosengeschichten fortleben lassen soll“, erklärt Igel. Passende alte Rosensorten und Marienblumen hat Igel dort im Gärtlein auch gepflanzt. Und die besondere Nachricht: Der Gärtnerhistoriker ist sich sicher, dass es sich bei dem Vorbild der historischen Darstellungen der Lutherrose – der Rose, die Luther 1530 als Wappenzeichen wählte – um die Bibernell-Rose (Rosa pimpinellifolia) handelt, die in Mitteldeutschland beheimatet ist und nun auch im Igelschen Paradies wächst.

Rose – Ausdruck des Glaubens

Im Jahr 1530 überreichte der Kurprinz Johann Friedrich von Sachsen Luther auf der Veste Coburg einen Siegelring mit eben diesem Rosenwappen. Das erfährt der Besucher in der Ausstellung. Luther beschreibt in einem Brief an Lazarus Spengler die weiße Rose als Ausdruck seiner Theologie und seines Glaubens.
Luther nutzte sein Rosenwappen, um von ihm verfasste Texte kenntlich zu machen. Und auch heute noch steht diese einfache und ungefüllte Rose als Symbol für die evangelisch-lutherischen Kirchen. Die „typische Grundwildsorte“, sagt Schultheis auf Nachfrage, habe er selbstverständlich im Sortiment und auch vorrätig, „wie wohl jede Rosenbaumschule“, zeigt er sich überzeugt.

Info

Mehr zur Ausstellung in Bramsche und weiteren kulturgeschichtlichen Aktivitäten des Gärtner-Historikers Igel im Internet: www.osnabruecker-landesgeschichte.info