Ausstellung zeigt Werke des umstrittenen Künstlers Klahn

War der Künstler dem NS-Regime zu nah? Nur einen Tag vor Eröffnung der Ausstellung wird darüber vor Gericht verhandelt.

Im Bomann-Museum in Celle ist die Ausstellung zu sehen
Im Bomann-Museum in Celle ist die Ausstellung zu sehenMahlum / Wikimedia

Celle. Eine Ausstellung mit Werken des umstrittenen Künstlers Erich Klahn (1901-1978) ist von diesem Sonnabend an im Bomann-Museum in Celle zu sehen. Das Museum zeigt bis zum Sonntag, 29. Mai, eine Auswahl aus 1.312 Illustrationen des Künstlers zu dem Roman "Ulenspiegel" des belgischen Schriftstellers Charles de Coster (1827-1879). Die Eröffnung finet am Freitag um 18 Uhr statt.
Kunstexperten streiten derzeit um eine mögliche Nähe Klahns zur nationalsozialistischen Ideologie, nachdem mehrere Gutachten dazu erschienen sind. Nur einen Tag vor der Eröffnung der Celler Ausstellung geht in der Stadt ein Rechtsstreit der Klosterkammer Hannover mit den Erben des Künstlers weiter.

Klahns Altäre im Fokus

Die staatliche Behörde will die Werke Klahns nicht länger im Kloster Mariensee bei Hannover zeigen. Sie hatte 2014 ihre Zusammenarbeit mit der Klahn-Stiftung aufgekündigt, wogegen sich die Stiftung wehrt. Zwei Gutachten des Kunsthistorikers Henning Repetzky und des Historikers Thomas Vogtherr belegen aus Sicht der Klosterkammer eine zu große Nähe Klahns zum Nationalsozialismus. Dieser habe im völkischen Spektrum der 1920er und 1930er Jahre eine hervorgehobene Position gehabt. In einem kürzlich von der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers vorgestellten Gutachten sieht der Historiker Herbert Pötter auch in Altären Klahns Anklänge an völkisch-nationales Gedankengut.
Befürworter des Künstlers wenden dagegen ein, Klahn habe als junger Mann noch nicht einmal Mitgliedsbeiträge an die NSDAP gezahlt. Aus seinen Briefen sei keine einzige antisemitische Äußerung belegt. Die Tatsache, dass ein 20-Jähriger vor fast hundert Jahren völkische Gedanken geäußert habe und möglicherweise vier Jahre der NSDAP angehört habe, könne kein Grund sein, seine späteren Werke zu verbannen.
Die Celler Ulenspiegel-Ausstellung befasst sich nach Angaben des Museums mit dem "herausragenden Illustrationswerk", das Klahn von 1935 bis kurz vor seinem Tod geschaffen habe. Der Schriftsteller de Coster hat in seinem Werk die Figur des Till Eulenspiegel in die Niederlande des 16. Jahrhunderts versetzt, die Zeit des Freiheitskampfes der Flamen gegen die spanische Unterdrückung.

Streit Thema in Ausstellung

Der Streit um Klahn wird dabei nach Angaben von Kuratorin Dietrun Otten am 13. März im Rahmenprogramm der Wanderausstellung aufgenommen. Der Präsident der Klassik Stiftung Weimar, Hellmut Seemann, und der frühere Bundesverfassungsrichter Ernst Gottfried Mahrenholz diskutieren über den "Ulenspiegel" und seine Rezeption während der NS-Zeit. Mahrenholz ist der Sohn von Oberlandeskirchenrat Christhard Mahrenholz, der Otten zufolge Klahn den Auftrag für seinen ersten Flügelaltar gab. (epd)
WAS: Ausstellung mit Werken von Erich Klahn
WANN: vom Sonnabend, 27. Februar, bis Sonntag, 29. Mai
WO: im Bomann-Museum in Celle (Schlossplatz 7)