Ausstellung zeigt „verglühte Träume“ junger Künstler

Flensburg. Sie starben jung und hinterließen ein herausragendes Werk, das jäh zu Ende ging. Die Ausstellung „Verglühte Träume“ in Flensburg widmet sich Werken von acht Künstlern, die Opfer des Ersten Weltkrieges wurden.

1914 galten sie in der Kunstszene als vielversprechende Talente – jeder mit einem anderen Hintergrund und mit eigenem Ansatz: acht Künstler, die ihr Leben ließen auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges. Sie stehen im Mittelpunkt der neuen Ausstellung auf dem Museumsberg. Die Werkschau nimmt das Schicksal der modernen Kunst im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg in den Fokus. Die Jahre zwischen 1914 und 1918 hinterließen auch in den Welten der Künstler Spuren. Viele starben jung, zurück blieb ihr herausragendes Werk.
Noch bis zum 19. April wird ein Ausschnitt in Flensburg gezeigt: Dabei sind Werke von Albert Weisgerber aus München, gefallen am 10. Mai 1915 in Französisch-Flandern, von Benno Berneis aus Fürth, der am 8. August 1916 bei seinem Einsatz an der Westfront abgeschossen wurde, von Franz Seraph Henseler, der am 15. April 1918 im Reservelazarett Haar bei München seinen Verletzungen erlag, und von Hermann Stenner, der als 23-Jähriger am 5. Dezember 1914 an der Ostfront umkam. Noch wenige Tage zuvor hatte er an seine Eltern geschrieben: „Hoffentlich werde ich diese Strapazen überstehen und gesund zurückkehren dürfen.“

Vom Krieg radikal getroffen

Die Künstler werden mit ihren Themen und Motiven vorgestellt: von der Beschwörung nordischer Mythen des Rendsburgers Otto Soltau, der am 26. Mai 1915 in Jaroslaw in Polen bei einem Sturmangriff verwundet wurde und am nächsten Tag starb, bis zu den kosmischen Visionen des Westfalen Wilhelm Morgner, der, wie es im Sanitätsbericht über das deutsche Heer steht, am 16. August 1917 zusammen mit 154 339 anderen Soldaten in der Flandernschlacht bei Langemark den Tod fand.
Laut den Machern will die Ausstellung jenseits der bis heute unvergessenen Künstler August Macke und Franz Marc, die 1914 beziehungsweise 1916 fielen, eine vom Ersten Weltkrieg radikal getroffene Künstlergeneration ins Blickfeld rücken. Gezeigt werden weitgehend unbekannte Maler, die exemplarisch für ihre Generation stehen können. Sie fühlten sich der Avantgarde zugehörig und verweisen stilistisch und inhaltlich auf die Themen ihrer Zeit.

Tod wenige Monate nach Einzug zum Krieg

Auch der Hamburger Franz Nölken gehört zu dieser getroffenen Künstlergeneration. Nölken, Jahrgang 1884, hatte als Sechzehnjähriger den Schulbesuch abgebrochen und besuchte die Malschule von Arthur Siebelist. Schon 1903 wurde das junge Talent in den „Hamburgischen Künstlerclub“ aufgenommen. 1904 stellte er sein Bild „Am Brunnen“ fertig, das heute in der Hamburger Kunsthalle zu besichtigen ist. 1905 lernte er Edvard Munch und Emil Nolde kennen; drei Jahre später wurde Nölken auf Vorschlag von Karl Schmidt-Rottluff Mitglied der Dresdner Künstlervereinigung Brücke. Schon als 28-Jähriger unterrichtete  er an der Hamburger Malschule von Gerda Koppel. 1917 wurde Nölken zum Kriegsdienst eingezogen, am 4. November 1918 starb er im Département Aisne in Frankreich, nur sieben Tage bevor im nur 60 Kilometer entfernten Wald von Compiègne der Erste Weltkrieg beendet wurde.
Auch Hans Fuglsang aus Hadersleben gehört zur Generation der Künstler. Er malte vielfältige Motive aus der Welt des Theaters und Szenen aus der Cafékultur. Fuglsang fiel wenige Monate, nachdem er zum Kriegsdienst eingezogen worden war, am 21. Juni 1917 in Frankreich. Nach seinem Tod gab es eine Reihe posthumer Ausstellungen in Hamburg, Kiel, Flensburg und Hadersleben.

Einblick in die Sehnsüchte

Die Bilder dieser Künstler repräsentieren verschiedene Facetten der Avantgarde. Sie geben einen Einblick in die Zeit, die Kunst und die Sehnsüchte ihrer Generation. Jeder von ihnen hatte das Zeug zu einer großen Karriere. Und dann kam der Krieg. 90 Werke aus öffentlichen und privaten Sammlungen in der Ausstellung auf dem Museumsberg spiegeln ihre Träume – verglühte Träume.

Info

„Verglühte Träume: Werke junger Künstler, Opfer des Ersten Weltkrieges“ ist bis zum 19. April auf dem Museumsberg in Flensburg zu sehen: jeweils dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr.
Führungen durch die Ausstellung finden statt: sonntags jeweils um 11.30 Uhr am 22. Februar, am 15. und 22. März und am 19. April; sowie am Donnerstag, 9. April, um 18 Uhr.
Am Donnerstag, 16. April, um 18 Uhr hält Dr. Steffen Bruendel einen Vortrag zum Thema: Künstler und Dichter im Ersten Weltkrieg; Eintritt: acht Euro.