Ausstellung zeigt Kubas magische Wurzeln

Im Verborgenen hat auf Kuba die Religion der afrikanischen Sklaven überlebt. Ihre Altäre bestehen aus Tierknochen und Federn, aber auch aus christlichen Kreuzen und Heiligenfiguren – zu sehen in einer Ausstellung.

Die Religionswissenschaftlerin Gabriele Lademann-Priemer mit Exponaten zur Ausstellung
Die Religionswissenschaftlerin Gabriele Lademann-Priemer mit Exponaten zur AusstellungMarkus Matzel/epd

Hamburg. Mit den afrikanischen Sklaven kam im 19. Jahrhundert auch ihre Religion nach Kuba und vermischte sich dort mit dem katholischen Christentum. Altäre, Kreuze, Puppen, Orakel-Ketten und katholische Heilige zeigt die Ausstellung "Kubas afrikanische Geister", die im Hamburger Völkerkundemuseum zu sehen ist. Erstmals werde hier die weltweit umfangreichste Sammlung afro-kubanischer Kultgegenstände gezeigt, sagt Museumsleiter Bernd Schmelz. Die rund 600 Objekte sind bis zum 5. März 2017 zu sehen.
Die Kultgegenstände zählen überwiegend zu den beiden Religionen Santaría und Palo, die ihre Wurzeln im Kongo und dem heutigen Nigeria haben. Für Anhänger des Santaría-Kults sei es kein Widerspruch, zugleich guter katholischer Christ zu sein, sagte die Religionswissenschaftlerin Gabriele Lademann-Priemer, ehemalige Pastorin für Weltanschauungsfragen. So sei die Heilige Barbara zugleich auch "Changó", der Gott für Blitz und Donner. Während der Regierungszeit von Fidel Castro sei der Kult zwar offiziell verpönt, aber nicht verboten gewesen. In Deutschland wird die Zahl der Santaría-Anhänger auf 3.500 geschätzt.

Kult gedeiht im Verborgenen

Trotz der Liberalisierung gedeiht der magische Kult auch heute eher im Verborgen. Ein zeitgenössischer verspielter Altar ist geschmückt mit Pfauenfedern, Blumen, Bonbons und einer Figur der Heiligen Barbara (Changó). Mittelpunkt ist eine farbige Porzellan-Terrine, in der sich das Geheimnis der Gottheit befinden soll. Auch das Ifa-Orakel hat seinen Ursprung in Afrika. Der Priester (Babalawo) wirft drei Orakel-Ketten und liest aus der Kombination der 16 Zeichen die Zukunft. Gezeigt werden sowohl ursprüngliche Orakel-Ketten aus Afrika als auch zeitgenössische.
Die Ngangas sind magische Behältnisse der Palo-Religion, die auf Kuba in Schuppen, Hinterhöfen oder Wäldern zu finden sind. Geschmückt sind sie mit Federn, Messern, Hölzern und christlichen Kreuzen. Kern ist meist ein Menschenschädel oder Tierknochen. Die Altäre sollen bei der Lösung von Lebensproblemen helfen und die Götter und Geister gnädig stimmen.

Sammlung stammt aus Italien

Empfangen werden die Besucher von originalen Sklavenketten. Vergleichsweise spät kamen die Sklaven und ihre Religion im 19. Jahrhundert aus Afrika nach Kuba. Nur mündlich wurden die Praktiken weitervermittelt. Anders als bei Christen oder Muslimen gebe es kein Buch als Grundlage, sagte Lademann-Priemer. Es werde auch nicht offen über Magie gesprochen. "Vieles wird auch uns nicht erzählt." Santaría und Palo ähnelten zwar den Voodoo-Praktiken aus Haiti, seien aber eigenständige Religionen. 
Die Objekte der Ausstellung wurden über viele Jahre von einem anonymen italienischen Ethnologen auf Kuba gesammelt, der offenbar selbst in den Kult eingeweiht wurde. Er vermachte seine Sammlung dem Privatmuseum "Soul of Africa" in Essen, die es dem Völkerkundemuseum erstmals für eine Ausstellung ausgeliehen hat. Weitere Ausstellungen in Europa sollen folgen. (epd)