Aus Liebe zu Mecklenburg

Es ist eine ungewöhnliche Lebensgeschichte: Dirk Fey und Stephan Möllmann-Fey lernten sich in einem katholischen Kloster kennen. Inzwischen sind die beiden ein Ehepaar und haben ihre Probezeit als Pastoren in Mecklenburg absolviert.

Die Landpastoren Stephan Möllmann-Fey (li.) und Dirk Fey
Die Landpastoren Stephan Möllmann-Fey (li.) und Dirk FeySophie Ludewig

Feldberg. Sich nach dem Probedienst auf dem platten Land im Süden Mecklenburgs auf eine Pfarrstelle in einer größeren Stadt zu bewerben, sei überhaupt keine Option gewesen, erklärt Stephan Möllmann-Fey. Der Pastor von Feldberg und sein Ehepartner sind angekommen in der Nationalparkregion: „Wir fühlen uns in unseren Gemeinden total wohl und freuen uns über die vielen guten Beziehungen, die wir bisher knüpfen konnten. Ein Weggang hätte diese Beziehungen ja beendet, daher sind wir sehr froh, dass die Gemeinden uns behalten wollen.“
Auch der Menschenschlag in Mecklenburg sei ihnen von Anfang an irgendwie bekannt vorgekommen, meint Dirk Fey augenzwinkernd: „Stur und wortkarg können die Hunsrücker und Münsterländer genauso sein.“ Im Münsterland und im Hunsrück sind Stephan Möllmann-Fey und Dirk Fey in einer sehr katholischen Umgebung aufgewachsen – „mit Prozessionen, vollen Kirchen und allem drum und dran“.

Raus aus dem Kloster

Für Dirk Fey stand schon als kleiner Junge fest, dass er mal Priester wird, bei seinem Ehemann hat die Suche nach einem passenden Beruf etwas länger gedauert. „Schauspieler, Musiker, Gärtner, Koch, Gemeindepädagoge – ich konnte mich nicht entscheiden“, blickt der 43-Jährige zurück. Nach der Ausbildung zum Koch reifte dann der Wille, Theologie zu studieren. Wie Dirk Fey ging Stephan Möllmann-Fey allerdings noch einen Schritt weiter: Beide traten mit Anfang zwanzig ins Kloster ein.
Schon das Internat, in dem sie sich kennen gelernt hatten, war von einem Orden geleitet worden. Die Verbindung zum Klosterleben war also früh vorhanden, und die Gemeinschaft und der Lebensstil von ora et labora hatte beide fasziniert. Vor etwa drei Jahren folgte der nächste radikale Schnitt: der Austritt aus dem Kloster und aus der katholischen Kirche. „Es sind Dinge vorgefallen, die uns zweifeln ließen, ob das noch der richtige Weg für uns ist“, blickt Dirk Fey zurück. Der Wunsch, ein gemeinsames Leben als Paar zu führen, habe eine wichtige, aber nicht die einzige Rolle gespielt.
In Bayern wurden sie Mitglieder der evangelischen Kirche und arbeiteten zunächst als Sozialpädagogen in einer Einrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. „Es zeichnete sich aber ziemlich schnell ab, dass wir zurück in den Verkündigungsdienst wollten“, erzählt Stephan Möllmann-Fey. Also bewarben sie sich in verschiedenen Landeskirchen, bekamen schließlich in der Nordkirche die Chance auf einen Neuanfang.

Entfernungen sind herausfordernd

Nun haben sie anderthalb Jahre in einer eher strukturschwachen und weitgehend säkularisierten Kirchenregion hinter sich, doch das hat in ihnen keinen Fluchtreflex ausgelöst – im Gegenteil: „Ich finde es spannend, gerade hier Pastor zu sein. Unter solchen Bedingungen ein lebendiges Gemeindeleben zu gestalten, ist einfach eine interessante Herausforderung“, sagt Dirk Fey.
Herausfordernd sind für den 40-Jährigen auch die großen Entfernungen innerhalb seines Verantwortungsbereichs, denn neben seiner Gemeinde Rödlin-Warbende betreut er noch die derzeit vakante Gemeinde Peckatel-Prillwitz – und dabei wird es voraussichtlich auch bleiben. Deswegen weniger Gottesdienste in beiden Gemeinden anzubieten, komme für ihn nicht infrage: „Präsenz ist meiner Meinung nach eines der Schlüsselworte für funktionierende Gemeindearbeit. Und wie bin ich als Pastor präsent? Indem ich im Gebiet meiner Gemeinde wohne und dort Gottesdienste anbiete, wo die Leute es sich wünschen.“

Kein Vikar in Sicht

Auch für Stephan Möllmann-Fey sei diese Einstellung selbstverständlich: „Und wenn ich da nur drei Gemeindemitglieder sitzen habe – wenn die das Bedürfnis haben, Gottesdienst zu feiern, dann sehe ich es als meine Pflicht an, den auch zu halten. Dann sind es eben manchmal drei Gottesdienste an einem Sonntag, das ist in Ordnung.“ Landpastor in Mecklenburg zu sein, das verlange Optimismus und viel Einsatzbereitschaft. Trotzdem – oder gerade deswegen – lohne es sich aber sehr.
Das würden die beiden Pastoren auch gern an den theologischen Nachwuchs weitergeben, doch bisherige Anfragen nach einem Vikar seien mit der Begründung abgewiesen worden, der Weg zum Predigerseminar nach Ratzeburg wäre zu weit. Dirk Fey: „Das finde ich sehr schade, denn ich hätte gern mal junge Kollegen hier, um ihnen die schönen Seiten einer Landpfarrstelle in unserer Region zu zeigen.“ (epd)