Aus der Tabuzone geholt

Kaum jemand spricht darüber gern, trotzdem wird er irgendwann unweigerlich zum Thema: der Tod. Ein Ausstellung inklusive einer Gesprächsreihe will in Schleswig jetzt helfen, den Zugang zu erleichtern.

Einblicke in Schatzkisten (v.l.): Bernd Hannemann von der Diakonie, Pröpstin Johanna Lenz-Aude, Pastor Michael Dübbers und Lisa Rother vom Hospizdienst
Einblicke in Schatzkisten (v.l.): Bernd Hannemann von der Diakonie, Pröpstin Johanna Lenz-Aude, Pastor Michael Dübbers und Lisa Rother vom HospizdienstKristina Larek

Schleswig. Dieses Thema betrifft jeden, nur gesprochen wird darüber selten. Das soll sich in Schleswig jetzt ändern. Das Sterben und der Tod stehen bei einer Ausstellung in der Sparkasse im Mittelpunkt, die am Montag, 11. November, eröffnet wird. „Was bleibt?“ ist das Motto der Ausstellung, die von mehreren Veranstaltungen begleitet wird. Organisiert haben die Aktionen das Diakonische Werk, die Kirchengemeinde Schleswig und die Nordkirche.

Ein Tabu sei der Tod immer noch, gibt Pröpstin Johanna Lenz-Aude zu. Zwar könne man gut allgemein über das Thema reden, doch wenn es um das eigene Sterben gehe, werde es schnell schwierig. Man beschäftige sich lieber allein damit. Langsam komme ein Wandel in Gang, doch so etwas brauche eben Zeit, ist sich die Theologin sicher. Für die Pröpstin kommt die Ausstellung genau zur richtigen Zeit, denn die Schleswiger Öffentlichkeit sei für das Thema sensibilisiert – spätestens seit dem Bau eines stationären Hospizes in der Stadt an der Schlei.

„Schatzkästchen“ geöffnet

In der Ausstellung im Foyer der Sparkasse im Stadtweg geht es um „Geschichten aus dem Leben“, wie es in der Ankündigung heißt. Gezeigt werden persönliche Gegenstände, die Menschen etwas bedeuten. Informiert wird auch darüber, wie eine Erbschaft geregelt werden kann.

Ein besonderes Highlight findet jeden Tag um 17.30 Uhr statt. Persönlichkeiten aus Schleswig und Umgebung öffnen ihre persönlichen „Schatzkästchen“. Sie stellen Gegenstände vor, die ihnen etwas bedeuten und die sie weitergeben wollen. Auch Pröpstin Lenz-Aude ist dabei. Sie redet unter anderem über eine Stola, die ihr ein katholischer Kollege zu ihrer Einführung als Pröpstin schenkte. Er bekam sie selbst einst zur Priesterweihe. „Das ist ein echter Schatz in meinem Leben, bei dem ich mir genau überlegen muss, wie ich ihn weitergebe“, sagt die Pröpstin.

Über ihre persönlichen Schätze sprechen außerdem Schleswig-Holsteins Justizministerin Sabine Sütterlin-Waack, Uta Fölster, die Präsidentin des Schleswig-Holsteinischen Oberlandesgerichts, und der Direktor von Schloss Gottorf, Professor Claus von Carnap-Bornheim. Die Abende finden im Gemeindehaus „Domhalle“, Norderdomstraße 4, statt.

Trotz allem unterhaltsam

Die Kirchengemeinde Schleswig begleitet die Ausstellung mit einer Gesprächsreihe. So steht am Mittwoch, 6. November, ein Gesprächsabend zum Thema „Erinnerungskultur heute“ auf dem Programm. Eingeladen ist Gesa Jäger-Volk, Leiterin der Friedhöfe des Friedhofsverbands Schleswig und Umgebung. Am Mittwoch, 20. November, spricht Rechtsanwalt Jörg Rüping über das Thema „Daten für die Ewigkeit?“. Es geht um den digitalen Nachlass in sozialen Medien.

Und zum Abschluss wollen die Pastoren Karsten Winter und Michael Dübbers mit den Besuchern zum Thema „Hoffen auf ein Leben nach dem Tod?“ ins Gespräch kommen. Alle Veranstaltungen beginnen bei freiem Eintritt um 19.30 Uhr im Gemeindehaus auf dem Michaelisberg, Bismarckstraße 12b.

Dabei legt Lena Näthke von der Diakonie als Organisatorin Wert darauf, dass „jeder Besucher mit den Informationen etwas anfangen kann“. Die Abende sollen nicht abgehoben oder abstrakt werden. „Es ist eine gute Möglichkeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, ohne dass es weh tut“, sagt sie. Die Abende sollten selbst bei dem Thema Tod dennoch unterhaltsam werden.

Info
Die Ausstellung ist bis Mittwoch, 20. November, zu den Öffnungszeiten der Nord-Ostsee-Sparkasse, Stadtweg 18, zu sehen: montags bis freitags 8.30 bis 12.30 Uhr und 14.00 bis 16.30 Uhr, donnerstags bis 18 Uhr.