Auf zwei Rädern ins Kloster

Über eine Tagesrüstzeit schreibt Militärpfarrer Thomas Dietl. Mit Motorrädern ging es in ein Kloster.

Die Gruppe im Selbstporträt
Die Gruppe im SelbstporträtThomas Dietl

Eutin. Tagesrüstzeit – das Wort klingt ungewohnt und hat nichts mit Aufrüstung zu tun, sondern mit Zurüstung. Es ist keine Zeit, in der man sich auf die Arbeit vorbereitet, sondern eine Zeit, um Kraft zu schöpfen. Wir haben uns an einem Samstag auf den Weg gemacht von Eutin durch verschlungene Wege in Ostholstein zum Kloster Cismar.

Motorradfahren in der Gruppe ist eine eigene Mischung aus individuellem Reisen, weil jeder und jede für sich lenkt, und einem intensiven Gemeinschaftsgefühl, weil alle aufeinander achten und die Gruppe gemeinsam unterwegs ist. Zu Beginn am Treffpunkt steht das Kennenlernen im Mittelpunkt: Mit wem bin ich unterwegs? Passt die Gruppe zusammen? Mit welchen Maschinen rollen die anderen heran?

Einstimmung auf das Ziel

Zuerst gab es ein paar Worte zur Begrüßung und auch zur Einstimmung auf das Ziel, das Kloster Cismar. Ein Soldat hatte die Strecken­führung übernommen, hat uns kurz eingewiesen auf das Motorradfahren in der Gruppe, und los ging es.

Obwohl alle Maschinen über einem Liter Hubraum lagen, haben wir uns sehr gemütlich auf den Weg gemacht, kleine Straßen mit wenig Verkehr, viel Grün und Blühendes. Eine Pause gab es zum Fachsimpeln und Begutachten der Maschinen, sodass wir kurz vor Mittag an unserem Ziel ankamen.

Von wegen Ordensregel!

Das Kloster Cismar hat eine bewegte Geschichte, schon die Umstände der Gründung haben uns zum Schmunzeln gebracht: Die Benediktiner unterhielten in Lübeck­ ein Doppelkloster mit Mönchen und Nonnen. Doch es stellte sich – überraschenderweise – heraus, dass die Mönche nicht so lebten­, wie es die Ordensregel vorsah­.

Also ging es für die Mönche nicht ohne Protest in die Einöde der Wagrien-Halbinsel in das neu gegründete Kloster Cismar. In einer launigen Klosterführung haben wir einen Durchgang durch die Geschichte des Klosters vom 13. Jahrhundert bis in die Gegenwart gehabt, in der das Kloster als Kulturzentrum viele Besucher anzieht.

Nach einer ausführlichen Stärkung im Klostercafé mit guten Gesprächen hat unsere kleine Gruppe sich wieder auf den Weg gemacht. Alle haben an der Klosterpforte noch einmal zurückgeschaut und betont, was für ein schöner Ort dieses Kloster ist. Auf dem Rückweg haben wir auf einer sehr kurvigen Strecke unsere Reifen noch einmal rund gefahren und sind heil und erfüllt wieder zu Hause angekommen, allerdings nicht ohne uns wieder zu verabreden.

Unser Autor
Thomas Dietl ist Militärpfarrer im Militärpfarramt Eutin.