Auf der Küsterwiese summen die Bienen

In Neumünster summen in einem Kirchengarten 120.000 Bienen, die den Vikaren Jan-Phillip Behr und Rike Ma­gaard gehören. Ihr Hobby sorgt für Gesprächsstoff.

Jan-Phillip Behr und Rike Magaard inspzieren ihre Bienenstöcke
Jan-Phillip Behr und Rike Magaard inspzieren ihre BienenstöckeMarieke Lohse

Neumünster. Es riecht nach Wachs und auch ein bisschen nach Harz. Dazwischen das Gewirr einer Schar Bienen. Und doch liegt etwas Beruhigendes in dem begleitenden Gesumme. In den drei Kästen, in denen sich die Bienenstöcke befinden, herrscht großes Getümmel.

Die Bienen gehören Rike Magaard und Jan-Phillip Behr. Beide sind Vikare in Neumünster, er an der Vicelinkirche, sie in der Anschargemeinde. Und sie sind ein Paar. Die Bienen hatten sie schon vor dem Umzug nach Neumünster. Davor lebten die beiden in Göttingen. Dort haben sie sich während ihres Studiums bereits mit der Haltung von Bienen beschäftigt – als Hobby neben dem Studium. Dafür haben sie extra einen Kurs belegt.

Im vergangenen Jahr sind die beiden dann nach Neumünster gezogen. Und auch die Bienen sollten mit. „Wir sind dann mit ungefähr 120 000 Bienen im Kofferraum nach Neumünster gefahren. Das war ziemlich aufregend“, erzählt Behr. „Und auch gar nicht so einfach“, ergänzt Rike Magaard. Denn die Bienenstöcke bestehen aus mehreren Kästen, die ineinander gesteckt werden. Eine ziemlich wackelige Angelegenheit, gerade bei höherer Geschwindigkeit auf der Autobahn.

Junge piekt in Wabe

In Neumünster angekommen, brauchten sie dann erst einmal einen Stellplatz für ihre Bienenstöcke. Zwar haben die beiden an ihrer Wohnung einen kleinen Garten, aber so richtig ideal war das nicht. Glücklicherweise habe dann die Vikariatsgemeinde von Jan-Phillip angeboten, den Bienen ein Zuhause zu geben. Nun stehen sie etwas abgelegen auf der kleinen Küsterwiese hinter dem Gemeindehaus der Vicelinkirche.

„Viele freuen sich darüber“, so Magaard. Gesprächsstoff bieten die kleinen Mitbewohner der beiden auf jeden Fall. Damit alle Bescheid wissen, haben sie vor den Stöcken ein Schild aufgehängt. „Vorsicht Bienen“ steht darauf. Das schreckt nicht ab, ganz im Gegenteil, die Leute seien sehr interessiert. Vor allem Kinder reagieren sehr offen und neugierig auf die Bienen. Vor kurzem hatten die beiden Vikare eine Gruppe der Kita von nebenan zu Gast.

Ein Junge hat sich sogar getraut mit dem Finger in die Wabe zu pieken. „Er fand das erst ganz schön eklig“, erinnert sich Behr und muss schmunzeln. Doch als er dann probierte und den anderen Kindern erzählte, dass das wie ein Lolli schmeckt, wollten die anderen auch unbedingt probieren. Behr und Magaard sind begeistert von der Neugierde und Offenheit der Kinder. „Die machen sich einfach nicht so viele Gedanken“, so Magaard.

Honig von der Küsterwiese

Bienen seien von Natur aus friedliche Tiere, erklärt sie. Die würden nur stechen, wenn sie sich bedroht fühlen. Einen Schutzanzug tragen sie trotzdem meistens, zumindest Handschuhe, wenn sie die Waben aus den Kästen holen. Ganz behutsam gehen sie dabei vor. „Wir wollen sie ja nicht verängstigen.“ Die Kita-Kinder haben sie genau so sanft an die Bienen herangeführt. Dabei fiel den Kindern auf, wie wichtig alle Insekten für die Umwelt sind.

Durch ihre Bienen sind die beiden aufmerksamer geworden, was in ihrer Umgebung wächst und blüht. Auch Geräusche draußen nehmen sie wachsamer wahr als vorher. Bei einem leisen Summen schon denkt Magaard: „Ach, hier sind irgendwo Bienen“. Auf die Frage, ob es sie nachdenklicher mache in Bezug auf die Umwelt, das Klima und Nachhaltigkeit, sagt Behr:„Ich achte auf Dinge, auf die ich vorher nicht geachtet habe: zum Beispiel Gläser auszuspülen, bevor ich sie wegschmeiße, damit die süßen Reste keine Insekten anlocken“. Denn solche Reste schädigen die Gesundheit der Tiere.

Anfang Juni haben sie zum erste Mal in diesem Jahr die Bienenwaben geschleudert. Daraus sind etwa 50 Kilogramm Honig entstanden, abgefüllt in Gläser, etikettiert und bereitgestellt für Freunde, Bekannte und Gemeindemitglieder. „Das ist auch ein schönes Geschenk“, sagt Magaard. „Und es kommt von uns, von unseren Bienen!“ Und es ist jedes Jahr besonders, denn je nachdem, an welchen Blüten die Bienen sammeln, sieht der Honig anders aus.