Auf der Flucht

Die Österreicherin Sabine Scholl hat mit „O“ ein besonderes Buch geschrieben: die weibliche Version der Odyssee. Ein komplexer Roman.

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Sabine Scholl hat sich mit „O“ an eine weibliche Version der „Odyssee“ gewagt. Sie hat sich dabei viel vorgenommen. Die Protagonistin O. ist Musikerin und Komponistin und bereist gemeinsam mit einem Chor geflüchteter Frauen die Weltmeere. Sie sind auf der Suche nach dem Hafen, dem erhofften Land, nach einem besseren Leben und irren dabei durch die unterschiedlichsten Meerespassagen und Gegenden. Sie müssen immer wieder flüchten, erreichen ihr Ziel nicht.

Die Auseinandersetzung mit den Themen Flucht und dem Ankommen in einem anderen Land, dem Aufgenommen werden als Fremde, kennzeichnen den Roman. Doch bleibt es nicht nur eine politische Parabel; im Weiteren geht es unter anderem auch um Traumata. Scholl verbindet die Schicksale moderner Frauen mit den Elementen einer jahrtausendealten europäischen Tradition. Selbst die Kapitänin Carola Rackete wird zitiert: „Entweder man hofft – oder man macht was.“

Es geht um Flüchtlingspolitik, Umweltverschmutzung und eine Ironisierung des männlichen Machtstrebens. Eine utopische Imagination, komplex und vieldeutig, mit vielschichtigen Bezügen und überraschenden Momenten. Nicht immer leicht zu erfassen, stilistisch nicht konsequent. Mal erzählt Scholl pathetisch, mal umgangssprachlich. Die 1959 geborene Österreicherin Sabine Scholl hat nach einem Germanistikstudium mit Promotion eine Laufbahn als freie Schriftstellerin begonnen, immer wieder begleitet von Lehraufträgen. Derzeit unterrichtet sie in Leipzig und in Berlin.

Sabine Scholl: O.
Secession Verlag, 2020, 300 Seiten, 22,- Euro.

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