Auf dem Jakobsweg

Kirchen zum Zeichnen gibt es Millionen auf der Welt. Aber weil ihn der Jakobsweg berührt, hat Norbert Pralow alle Kirchen am Pilgerweg in seiner Dithmarscher Heimat gemalt.

Die Marienkirche von Eddelak, gezeichnet von Norbert Pralow
Die Marienkirche von Eddelak, gezeichnet von Norbert Pralow

Schafstedt. Einen speziellen Blick für Details hat Norbert Pralow. Und es gelingt ihm, die Besonderheiten eines Gebäudes oder einer Landschaft auf Papier zu bringen. In diesem Jahr hat der Hobby-Künstler aus Dithmarschen zwölf Kirchen der Region als Motive ausgewählt. Die Kirchen verbindet, dass sie alle am Zubringer des Jakobsweges zwischen Friedrichstadt und Brunsbüttel liegen. Der sogenannte Dithmarscher Jakobsweg führt auf dem alten Handelsweg an der Nordsee entlang und schließt in Glückstadt an die Via Jutlandic­a an.

Schon sein Leben lang hat Pralow gemalt. Sein Vater war Kunstmaler, und er hat ihn in seiner Kindheit oft begleitet, wenn er am Wochenende mit Klappstuhl und Aktentasche unterwegs war und sich in der Natur Motive suchte. „Ich habe neben meinem Vater gesessen und Zeichnen gelernt.“ Doch das Kunststudium haben seine Eltern ihm ausgeredet. So hat er „etwas Vernünftiges“ gelernt, war erst Schiffsbauingenieur und später Berufsschullehrer in Neumünster.

Tagebuch in Skizzen

Schon immer aber hat er gezeichnet. So auch vor etwa 20 Jahren bei einer Pilgerwanderung auf dem Jakobsweg, bei der viele Bildbände entstanden – eine Art Tagebuch in Skizzen. Nun, in seinen dritten Lebensabschnitt, hat der 71-Jährige – neben seinem Engagement für Umweltthemen – noch mehr Zeit zu malen. Mit seiner zweiten Frau ist er 2013 nach Dithmarschen gezogen. Dort wohnen sie direkt am Nord-Ostsee-Kanal, und Pralow genießt den Landstrich mit Marsch, Geest und Küste. Motive für sein Urban Sketching findet er dort, an der Westküste Schleswig-Holsteins, zuhauf.

Norbert Pralow in seinem Arbeitszimmer in Schafstedt
Norbert Pralow in seinem Arbeitszimmer in SchafstedtSvetlana Pralow

Die 18 Mühlen im Landkreis hat er bereits gezeichnet. Und vor fünf Jahren hatte Pralow schon die Idee, die zwölf Gotteshäuser zu malen. Damals nahm er Kontakt zum Pilgerführer Wolfgang Mohr auf und in diesem Januar setzte er den Plan schließlich um. Er meldete sich in den Kirchenbüros und bei den Pastoren und rückte mit der Kamera an.


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Nach den Fotos mit Innen- und Außenaufnahmen der Kirchen sind zu Hause im Arbeitszimmer seine rund 35 Bilder in Aquarelltechnik entstanden. Aus jeder Kirche hat er etwas Typisches, was ihm besonders ins Auge fiel, ausgewählt und herausgegriffen. „Ich habe atmosphärisch gezeichnet, nicht detailgetreu“, erklärt Pralow. So zeigen seine kolorierten Zeichnungen neben den Außenansichten auch Details der Innenräume – Ausschnitte von Altären, der Orgel oder von Schnitzereien.

Blick in die Jakobus-Kirche von Brunsbüttel, mit den Augen des Malers Norbert Pralow
Blick in die Jakobus-Kirche von Brunsbüttel, mit den Augen des Malers Norbert PralowNorbert Pralow

Seine Bilder im DIN-A4-Format hat er auf Facebook gepostet und er bekam mehrere Anfragen, ob er nicht noch diese oder jene Kirche zeichnen könnte. Doch er hat gleich abgesagt. Pralow möchte sich auf die zwölf konzentrieren, denn: „Es gibt Millionen von Kirchen weltweit. Das übersteigt meine Möglichkeiten.“ Und es gibt ja noch so viele weitere Motive.

Geld verdienen will Pralow mit den Zeichnungen nicht, aber er möchte sie gern der Öffentlichkeit zugänglich machen. So stellt er zum Beispiel der Gemeinde Hemmingstedt Fotos der Bilder für die Chronik zur 700-Jahr-Feier im kommenden Jahr zur Verfügung. Auch ein Kalender mit den Zeichnungen könnte entsteht. Und er würde sich über eine Broschüre oder eine Ausstellung freuen. Norbert Pralow ist für alle Anfragen offen.