Friedhöfe werden zu Konzertsälen

Friedhöfe sind nicht nur Orte der Trauer, sondern können auch Oasen der Begegnung sein. Das sagt Anja Nitz und organisiert gerade deshalb dort Konzerte.

Die Aufgabe von Anja Nitz ist die Zusammenführung von Kultur und Kirche. Sie ist Mitinitiatorin der Friedhofskonzerte.
Die Aufgabe von Anja Nitz ist die Zusammenführung von Kultur und Kirche. Sie ist Mitinitiatorin der Friedhofskonzerte.epd/Oliver Pries

Lauenburg. „Klang im ewigen Garten“ nennt sich eine neue Konzertreihe in Lauenburg, die Anja Nitz gemeinsam mit Bernd Jacob, Friedhofsbeauftragter des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, ins Leben gerufen hat: Verschiedene Kirchenmusiker werden vom 12. Juni bis zum 3. Juli neun Konzerte auf den Friedhöfen des südlichen Kreises spielen. Anja Nitz ist im Kirchenkreis seit Kurzem zuständig für die Zusammenführung von Kunst und Kultur. Mit der Konzertreihe auf dem Friedhof kann Musik unter Corona-Bedingungen angeboten werden, das Image der Friedhöfe wird erweitert, und mit den Konzerten wird freiberuflichen Musikern eine Möglichkeit zum Auftritt geboten.

Aus dem Ort des Todes wird ein Ort der Begegnung

„Angesichts der Pandemie habe ich nach einer Struktur gesucht, wie man im Umfeld Kirche Open-Air-Konzerte anbieten kann“, schildert Anja Nitz die Entstehung der Idee. Gleichzeitig wünschte Bernd Jacob sich einen Imagewandel der Friedhöfe, die nicht allein für Trauer und Abschied da sein sollten, sondern auch auf Auferstehung hinweisen und ein Ort für Lebende sein sollten. Zudem seien Friedhöfe durch die Pandemie schon trainiert für Draußenkonzerte, so Anja Nitz. „Oft gibt es auf Friedhöfen Begegnungsorte, Kapellenvorplätze oder wie in Lauenburg den Himmelsgarten mit einem Kreuz und Bänken darum herum, die man für ein Konzert nutzen kann.“ Es gehe auch auf dem Friedhof darum, das Leben zu genießen, so Anja Nitz. Denn Friedhöfe seien nicht nur Orte der Trauer, sondern könnten auch Oasen der Begegnung sein.

Bei Kirchenmusikern stieß die Konzert-Idee auf offene Ohren

Auch über die Art der Konzerte gab es keinen Zweifel: Übereinstimmend hätten alle Musiker gesagt, dass sie Musik spielen wollten, die Leichtigkeit und Lebensfreude vermittele. So erklingen zum Auftakt am 12. Juni Violinsonaten von Johann Sebastian und Carl Philipp Emanuel Bach, am 13. Juni folgen Lieder aus verschiedenen Genres, darunter auch aus dem Musical- und Popularbereich. Neben dem Konzertgenuss für das Publikum und der kulturellen Vernetzung haben auch die Musiker einen Gewinn. „So können Kirchenmusiker trotz der Pandemie ihren Beruf ausüben“, sagt die Organisatorin. Die Spenden, die statt eines Eintritts gesammelt werden, sollen die Arbeit der Künstler unterstützen. „Der Eintritt ist frei“, betont Anja Nitz, „man muss sich nur vorher anmelden.“

Für Anja Nitz sind Kultur und Kirche enge Verwandte. „In der Kirchengeschichte war Kultur immer schon Teil der kirchlichen Arbeit“, sagt sie. „Gerade im ländlichen Raum sind die Kirchen oft die einzigen Kulturträger und bilden einen niederschwelligen Zugang zur Kultur.“ Eine Schnittstelle von Kirche und Kultur sei die Suche nach Schönem und nach Frieden.

Ende Juni gibt es eine Pilgerreise für einen Tag

Für ihre neue Stelle mit dem offiziellen Titel „Projektentwicklung Kultur und Kirche für die südliche Propstei Lauenburg“ bringt Anja Nitz die richtige Vorbildung mit. Denn die 53-Jährige hat nach zwei Diplomen als Bühnen- und Kostümbildnerin an diversen Bühnen gearbeitet: Sie war schon am Nationaltheater Mannheim, an der Oper Leipzig, an der Semperoper in Dresden oder auch am Opernhaus in Passau tätig. Außerdem hat die gebürtige Hamburgerin eine Eventagentur geleitet und Flüchtlingen Deutsch beigebracht.

Zweite Idee hat Anja Nitz bereits im Angebot: „Geh bis an deiner Sehnsucht Rand“ heißt der Kulturpilgertag auf dem Jakobsweg „Via Scandinavica“, der am Sonntag, 27. Juni, stattfindet. Die Wanderung startet um 10 Uhr in Büchen und führt an drei kulturellen Stationen entlang, bei denen die Teilnehmer Impulse, Texte und Musik erwarten. „Mit der Pilgerreise für einen Tag sind Sie unterwegs in einer Tradition von Suchenden“, heißt es in der Projektbeschreibung.
Auch diese Veranstaltung entstand wie die Konzertreihe in Kooperation mit dem „Kultursommer am Kanal“. „Wir haben hier eine fantastische Jakobstradition“, betont Anja Nitz. „Wenn man auf dem Jakobsweg unterwegs ist, kann man sich und seine Gedanken bewegen.“

Alle Termine der Konzertreihe sind auf https://kultursommer-am-kanal.de zu finden.