Auch im Elend machen die Menschen weiter

Fast 1000 Menschen sind im afrikanischen Mosambik nach dem Wirbelsturm Idai gestorben. Helfer leisten nun Notversorgung – unter ihnen eine Pastorentochter aus Stralsund.

Annelie Haack ist beeindruckt von der Lebensfreude der Menschen in Mosambik
Annelie Haack ist beeindruckt von der Lebensfreude der Menschen in MosambikPrivat

Beirat/Stralsund. Überflutete Straßen, abgedeckte Dächer, zerstörte Häuser… Regenfälle und der Wirbelsturm Idai haben im März im afrikanischen Mosambik so heftig gewütet, dass rund 1000 Menschen ihr Leben verloren, rund 400 000 obdachlos wurden und das Land, das ohnehin zu den ärmsten weltweit gehört, in kaum vorstellbares Elend stürzte.

So berichteten es die großen Nachrichtensender, so bestätigt es per Telefon die Stralsunder Pastorentochter Annelie Haack, die derzeit als Koordinatorin der Aktion „Hoffnungszeichen“ in Mosambik ist. Und doch: Wenn Haack von ihrer Arbeit erzählt, spricht sie nicht nur von Not und Elend, sondern auch von Freude und Hoffnung mittendrin: „Die Leute hier sind unglaublich resilient, die machen einfach weiter“, sagt sie. Klagen über das, was passiert sei, höre sie selten, auch kein Hadern mit Gott. „Die sagen: Dann werde ich eben wieder Bauer, bestelle ein Feld und fange an, ein Haus zu bauen…“ Viel besessen hätten die meisten auch vorher nicht. „Armut ist hier normal.“

In einsamen Dörfern

Annelie Haack, die als Tochter von Pastor Reinhart Haack in Stralsund aufgewachsen ist, unterstützt seit Ende März in der am stärksten betroffenen Hafenstadt Beira lokale Partner bei der Verteilung von Hilfsgütern. Als Fernsehjournalistin für den NDR und das ZDF arbeitet sie in Mecklenburg-Vorpommern, parallel seit 2012 als freiberufliche Mitarbeiterin von „Hoffnungszeichen“: In Nepal war sie nach einem Erdbeben im Einsatz, auf den Philippinen nach einem Taifun, in Äthiopien während der Dürre, im Südsudan schon mehrmals.

Jetzt, in Mosambik, kämpfe sie sich mit ihrem Kollegen Jonathan Hinsch immer wieder in Dörfer vor, die durch die Wassermassen noch vom Rest der Bevölkerung abgeschnitten sind, sagt sie. Hilfspakete mit Essen und Moskitonetzen bringen sie den Menschen per Boot oder Traktor, außerdem Eimer mit Seife, Zahnbürsten und Wasserreinigungstabletten. Die Reaktionen seien überwältigend. „‚Gott muss uns sehr lieben, dass er uns diese Hilfe schickt“, sagten die Menschen etwa. „Die haben sich vorher die Zähne mit Erde geputzt und Trinkwassereimer auch zum Waschen benutzt.“ Fatal, sagt Annelie Haack, weil die Cholera bereits auf dem Vormarsch sei. Auch andere Krankheiten würden sich unter diesen Umständen schnell verbreiteten.

Spenden dringend gebraucht

Auch wenn sie und die anderen Helfer nur ein Stück erste Linderung bringen können, ist es eine befriedigende Arbeit, sagt Annelie Haack. „Weil wir sehen, dass wir im Leben dieser Menschen einen Unterschied machen.“ Im übrigen empfinde sie es als Privileg, mit ihrer Qualifikation etwas Sinnerfülltes tun zu können. „Wenn man selbst viel Gutes erlebt hat im Leben, dann möchte man es weitergeben.“

Bald wird Annelie Haack zurück in Deutschland sein, vielleicht glücklich in der Badewanne liegen oder die frische Luft genießen, die sie im schwülen Mosambik vermisste – aber sie will auch weiter von dem erzählen, was in Mosambik los war und ist. „Die Katastrophe beginnt gerade wieder von vorn“, sagt sie. Die Hunderttausenden, die von den Dörfern in die Städte geflohen waren, würden jetzt von der Regierung zurück aufs Land geflogen – wo sie ohne Infrastruktur und ohne irgendeinen Besitz ein neues Leben beginnen müssten.

Haack hofft daher, dass aus Deutschland und anderswo weiter Spenden kommen, dass weiter Hilfspakte verteilt, aber auch zerstörte Schulgebäude wie in Beira wieder aufgebaut werden können. Idai habe nicht nur die Ernte in diesem Jahr vernichtet, sondern auch verhindert, dass neues Saatgut ausgebracht werden konnte, sagt sie. „Die Menschen werden auch nächstes Jahr noch auf Lebensmittelspenden angewiesen sein.“ Annelie Haack hofft, dass die Weltgemeinschaft das nicht vergisst.

Info
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DE54 5206 0410 0400 0019 10
Stichwort „Mosambik“