Auch Frieren kann schön sein

Die Blaumeise hat sich aufgeplustert, um sich vor der Kälte zu schützen. Das Bild des Fotografen Alan Price ist in der Ausstellung der weltbesten Gartenbilder in den Herrenhäuser Gärten in Hannover zu sehen – trotz Corona.

„Blue Tit“ hat der Fotograf Alan Price schlicht sein Foto der aufgeplusterten Blaumeise genannt
„Blue Tit“ hat der Fotograf Alan Price schlicht sein Foto der aufgeplusterten Blaumeise genanntAlan Price

Hannover. Morgens gegen 7.30 Uhr war es, als Lars Gerhardts auf den Auslöser seiner Kamera drückte. Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch die Bäume des Georgengartens Hannover, der Nebel auf einem kleinen See lichtete sich und gab den Blick auf drei ihre Runden ziehende Enten frei, über eine Brücke im Hintergrund spazierte eine Person mit ihrem Hund. „Ich wartete geduldig an diesem kalten Novembermorgen auf den perfekten Moment für die Aufnahme, und plötzlich war er da“, erinnert sich der nebenberufliche Fotograf aus Göttingen, wie er die Morgendämmerung festhielt.

Lohn der Mühe: Mit diesem Foto gewann er den ersten Preis in der Kategorie „Die Schönheit der Herrenhäuser Gärten“ beim internationalen Gartenfotowettbewerb „Igpoty“ (International Garden Photographer of the Year). Die Gewinneraufnahmen 2019 für die weltweiten besten Garten-, Pflanzen-, Blumen- und Botanikfotos sind derzeit in Hannover im Berggarten in einer Freiluftausstellung zu sehen. Sie ist auch in Zeiten von Corona zugänglich. Mehr als 60 großformatige Fotos aus allen Teilen der Welt werden dort präsentiert. Diese wurden von einer internationalen Jury unter Leitung des Königlichen Botanischen Gartens Kew in London ausgewählt.

Weiß-gelbe Blüten in Großaufnahme

Ulrike Adam wurde für ein Foto aus dem Wettbewerb „Die Schönheit der Pflanzen“ ausgezeichnet. Es zeigt in Großaufnahme verblühte weiß-gelbe Blüten des Zierlauchs in einem Meer von blauen Blüten der Katzenminze aus dem Botanischen Garten Bremen. „Auch Verblühtes ist schön“, sagt Adam, die als Heilerziehungspflegerin arbeitet. Das Fotografieren ist für sie mehr als ein Hobby – sie beliefert Bildagenturen und stellt selbst Kalender mit Blumenmotiven her. „Außerdem ist die Zeit in der Natur für mich ein Ausgleich zum anstrengenden Hauptberuf“, so Adam.

Entscheidend: der richtige Zeitpunkt

Sie ist nach Möglichkeit morgens mit der Kamera unterwegs, um mit den ersten Sonnenstrahlen die richtige Stimmung einzufangen. Wenn die Sonne morgens nicht rauskommt und es trübe bleibt, kann sie auch mal vergeblich unterwegs sein – für eine gute Aufnahme spielt der richtige Zeitpunkt eine entscheidende Rolle. „Das Licht ist wichtig. Aber es darf auch nicht zu grell sein“, sagt Adam und fügt hinzu: „Ich bin immer mit zwei Objektiven unterwegs. Eins davon sollte lichtstark sein.“
Vor drei Jahren hat sie mit der Aufnahme eines Magnolienbaums im Sonnenaufgang den ersten Preis im Wettbewerb „Europäisches Gartenfoto“ gewonnen, der mit 1000 Euro dotiert ist. „Das war schon gut. Dadurch bin ich bekannter geworden“, sagt Adam, die viele ihrer Motive direkt vor der Haustür findet – im eigenen Garten in Osterholz-Scharmbeck.

Auch Lizzy Petereit aus Ganderkesee hat ihr Motiv im heimischen Garten gefunden – mit einer Nahaufnahme einer lila-weißen Anemonenblüte hat sie den ersten Preis in der Kategorie „Macro Art“ gewonnen. „Sie ändern ihre Form und Struktur ständig“, so die Fotografin, die als Titel „Panta Rhei“ (Alles fließt) gewählt hat.

Preise in 20 Kategorien

Die Herrenhäuser Gärten waren 2019 erstmals als eigene Kategorie mit einem Spezialpreis in den Wettbewerb aufgenommen worden, als einziger öffentlicher Garten aus Deutschland. Die Gartenleitung freute sich über mehr als 400 Einsendungen von Hobby- und Profifotografen, die aus nah und fern den Weg in die Herrenhäuser Gärten auf der Suche nach dem richtigen Motiv fanden.

Insgesamt werden „Igpoty“-Preise in 20 Kategorien vergeben, wie zum Beispiel „Wildblumen-Landschaften“, „Wild lebende Tiere im Garten“ oder „Schöne Gärten“. Idylle pur sozusagen. Um die Realität des Klimawandels und die Folgen für die Natur dabei nicht aus dem Blick zu verlieren, wurde die neue Kategorie „Pflanzen und Planet“ eingeführt. Das Gewinnerbild des Italieners Albert Ceolan zeigt eine zerstörte Baumlandschaft in Südtirol. 14 Millionen Bäume wurden 2018 vom Sturm „Vaia“ gefällt – man sieht einige windschiefe Kiefern, die sich aufrecht gehalten haben in einem Meer von auf dem Boden liegenden Holzstämmen. Damit gewann er auch den „Igpoty“-Gesamtpreis.

Info
Die Ausstellung ist bis 30. April im Subtropenhof des Berggartens Hannover, geöffnet 9 bis16.30 Uhr, zu sehen. Alle Aufnahmen gibt es hier zu sehen.