Auch Frauen haben die Geschichte der Reformation geschrieben

Die Reformation war nur in Männerhand? Stimmt nicht, wie eine Ausstellung zeigt, die in Kiel eröffnet worden ist.

Auch die Theologin Dorothee Sölle wird in der Ausstellung vorgestellt. Das Foto zeigt sie 1988 auf dem Kirchentag in Rostock
Auch die Theologin Dorothee Sölle wird in der Ausstellung vorgestellt. Das Foto zeigt sie 1988 auf dem Kirchentag in RostockBernd Bohm / epd

Kiel. Im Kieler Landeshaus ist am Dienstag eine Ausstellung eröffnet worden, für die Frauen in der Nordkirche eineinhalb Jahre lang auf Spurensuche gegangen sind. Unter dem Motto "… von gar nicht abschätzbarer Bedeutung – Frauen schreiben Reformationsgeschichte" forschten Frauen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern nach Frauen aus ihrer Gegend, die reformatorisch gewirkt haben. Schirmherrin ist die frühere Hamburger Bischöfin Maria Jepsen. Anlass für die Wanderausstellung ist das Reformationsjubiläum 2017. Weitere Ausstellungsorte sind Schwerin, Lübeck, Hamburg, Schleswig, Berlin und Wittenberg.
"In der historischen Forschung standen bislang die Männer im Fokus der Aufmerksamkeit", sagte Landtagspräsident Klaus Schlie (CDU) bei der Eröffnung Die Ausstellung zeige, wie sehr sich auch Frauen engagierten und einsetzten. Synodenpräses Andreas Tietze würdigte den Mut der ausgestellten Persönlichkeiten. Mit ihrer Courage seien sie Vorbilder für Frauen und Männer, "ein eigenes politisches Bewusstsein zu entwickeln und sich, wo notwendig, mutig gegen den gesellschaftlichen Mainstream zu stellen".

Archive durchstöbert

Für die Ausstellung wurden 60 reformatorisch engagierte Frauen aus Archiven, Kirchenbüchern und persönlichen Erinnerungen aufgespürt. 20 Biografien von ihnen zeigt die Wanderausstellung. Ihr Wirken werde nicht auf üblichen Messewänden, sondern "durch Lichtkörperinstallationen aus dem Dunkeln der Geschichte ans Licht geholt", sagte Ulrike Koertge, Leiterin des Frauenwerks der Nordkirche.
In der Schau werden Persönlichkeiten wie Dorothee Sölle (1929-2003), Annemarie Grosch (1914-2005) und Elisabeth Haseloff (1914-1974) vorgestellt. Haseloff wurde 1959 als bundesweit erste Frau in Lübeck zur Pastorin ordiniert. "Der Herr Pastor ist – eine Frau", schrieb 1959 die Illustrierte "Quick". Zentrales Anliegen der Ausstellung sei es, nachzuspüren, wie der Prozess der Reformation in den fünf Jahrhunderten nach 1517 im Gebiet der Nordkirche fortgeführt wurde, erklärte Projektleiterin Kerstin Klein vom Frauenwerk.
Die Frauen waren Vorkämpferinnen der Reformation im Norden. Sie förderten als Mäzeninnen Gesang und Bibeldruck, begründeten die diakonische Idee, waren erste Missionarinnen. Die Frauen traten für Humanismus in Kriegszeiten ein, kämpften für die Frauenordination, wurden Pionierinnen der evangelischen Frauenarbeit, machten feministische Theologie populär und engagierten sich ehrenamtlich in politischen Kampagnen.

Alt-Bischöfn Jepsen Vorreiterin

Schirmherrin Maria Jepsen, die 1992 in Hamburg zur ersten lutherischen Bischöfin der Welt gewählt wurde, stellte bei der Eröffnung die Pastorentochter Margarethe Lachmund vor, die 1886 in Wanzka (heute Rödlin-Warbende) geboren wurde und später in Schwerin, Anklam, Greifswald und Berlin lebte. "Sie trat unerschrocken für Menschen in Not – insbesondere für Juden – ein", sagte Jepsen. Der Schleswiger Bischof Gothart Magaard stellte Annemarie Grosch vor, die im Jahr 1953 die Leitung der Evangelischen Frauenarbeit in Schleswig-Holstein übernahm. (epd)
Info
Die Ausstellung ist im Kieler Landeshaus ist bis 20. Februar zu sehen. Geöffnet ist sie täglich von 10 bis 18 Uhr. Führungen für Gruppen sind möglich. Anmeldungen: 0431/55 77 91 06. Aufgrund der Sicherheitsbestimmungen müssen Besucher ihren Personalausweis vorzeigen. 
An diesen Orten ist die Ausstellung zu sehen:
26. Februar bis 27. März, Schleswig-Holstein-Haus – Kulturforum der Landeshauptstadt Schwerin, Puschkinstraße 12.
10. April bis 8. Mai, Industriemuseum Elmshorn, Catharinenstraße 1.
20. Mai bis 10. Juni, Dom zu Meldorf (St. Johannis-Kirche),  Markt, Meldorf.
15. Juni bis 3. Juli, St. Marien Husum, Großstraße 21.
9. Juli bis 19. August, Dom zu Lübeck, Mühlendamm 2-6.
26. August bis 8. September, St. Nicolai Eckernförde. Zentrum, Eckernförde.
15. September bis 13. November, ZeiTTor – Museum der Stadt Neustadt in Holstein, Haakengraben 2-6.
2017
4. bis 13. März, Anscharkirche Neumünster, Am Alten Kirchhof 1.
27. März bis 16. April, Heimatmuseum Preetz, Mühlenstraße 14.
24. April bis 14. Mai, Hauptkirche St. Jacobi, Jakobikirchhof 22.
24. bis 28. Mai, Berlin und Wittenberg, Deutscher Ev. Kirchentag.
10. Juli bis 9. September, St.-Petri-Dom Schleswig, Norderdomstraße.
16. September bis 5. November, Dom St. Nikolai Greifswald, Domstraße 54.