„Asphalt“ gibt’s jetzt auch für Oldenburg

Das Obdachlosenmagazin kommt mit einer eigenen Ausgabe für den Nordwesten Niedersachsens. Die Verkäufer freut’s – nicht nur aus finanziellen Gründen.

Redaktionsleiter Volker Macke (v.l.), Straßenverkäufer Olaf S. und Geschäftsführer Reent Stade mit neuem Asphalt-Magazin
Redaktionsleiter Volker Macke (v.l.), Straßenverkäufer Olaf S. und Geschäftsführer Reent Stade mit neuem Asphalt-MagazinFrerk Hinrichs

Oldenburg/Hannover. Das hannoversche Straßenmagazin Asphalt erscheint von Dezember an mit einer eigenen regionalen Ausgabe für den Nordwesten Niedersachsens. Die Kunden wollen Informationen aus der Region, weiß auch Verkäufer Olaf S.. Soziale Verantwortung allein ist als Anreiz zu wenig. „Vierzig Prozent meiner Kunden sind Stammkunden,“ berichtet der erfahrene Verkäufer. Mit denen kommt man auch mal ins Gespräch. Genau dafür stellt sich Olaf S. jeden Tag sieben bis acht Stunden an die Straße. „Für mich ist das meine Arbeit, und die hilft mir, mich von Spielautomaten fernzuhalten“, berichtet er.
Manchmal seien die Verkäufer sogar Auskunftsstelle. Neu-Oldenburger erkundigten sich, wo man gute Altkleider abgeben könne. Andere Verkäufer hätten bei ihrem Job sogar eine Wohnung und gebrauchte Möbel angeboten bekommen, erzählt er. Das zeige, betont Geschäftsführer Reent Stade, dass ein Straßenmagazin für die Verkäufer tatsächlich einen Weg in eine andere Alltagsnormalität bereit hält.

Mehr Seiten – höherer Preis

Das Straßenmagazin Asphalt präsentiert sich ab Dezember nicht nur mit einer eigenen Nordwestausgabe. Gleichzeitig bekommt es eine neue Aufmachung und einen höheren Seitenumfang. Studenten des Fachbereichs Kommunikationsdesign der Hochschule Hannover hätten ein Semester lang daran gearbeitet, das Magazin moderner zu gestalten, sagte Stade. Mit 40 statt bisher 32 Seiten sei das Blatt lesefreundlicher und die Bilder kämen besser zur Geltung.
Mit dem neuen Erscheinungsbild hebt das Straßenmagazin erstmals seit neun Jahren wieder den Preis an. Eine Ausgabe kostet nun nicht mehr 1,60 Euro sondern 2,20 Euro. Wie bisher behalten die Verkäufer die Hälfte des Verkaufspreises. Ihr Verdienst erhöht sich um 30 Cent. Derzeit hat Asphalt im Nordwesten 40 Verkäufer, in der Region Hannover sind es 120. Das Magazin hat eine durchschnittliche Auflage von 27 000 Exemplaren. Zur Dezemberausgabe werden 38 000 gedruckt. 5000 davon als Nordwestausgabe.
„Wir erhoffen uns, die Verkaufszahlen im Nordwesten zu steigern und so mehr Menschen helfen zu können“, sagte Stade.  Er glaubt, dass die meisten Kunden die Preissteigerung akzeptieren werden. Wichtiger für die Kundenbindung sei die Qualität, betont Redaktionsleiter Volker Macke. „In der Dezemberausgabe haben wir zum Beispiel ein Exklusiv-Interview mit dem Papst“, berichtet er.

Seit neun Jahren im Verkauf

In Oldenburg und um zu wird das Magazin seit Dezember 1996 verkauft. Gegründet wurde das Projekt 1994 in Hannover vom Diakonischen Werk und der „Hannoverschen Initiative obdachloser Bürger“. 1997 wurde es zu einer gemeinnützigen GmbH. Asphalt ist es nur bei Straßenverkäufern und nicht an Kiosken erhältlich. Die Verkäufer haben feste Plätze.