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Arbeiten statt warten – Ukrainer finden schneller Jobs in Deutschland

Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind, arbeiten. Eine Studie zeigt: Ihre Integration in den Arbeitsmarkt verläuft schneller als bei früheren Fluchtbewegungen.

Mehr als die Hälfte der vor Russlands Angriffskrieg nach Deutschland geflüchteten Erwachsenen haben laut einer neuen Studie hierzulande Arbeit gefunden. “Vielen Ukrainerinnen und Ukrainern ist der Übergang in eine Beschäftigung nach ihrem Abschluss von Integrations- und Sprachkursen gelungen”, erklärte der Leiter einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, Andreas Ette, am Dienstag in Wiesbaden. Die Erwerbstätigenquote der Schutzsuchenden aus der Ukraine habe sich von 16 Prozent im Spätsommer 2022 bis zum Frühsommer 2025 mehr als verdreifacht.

Aktuell leben nach Angaben des Instituts rund 1,2 Millionen schutzsuchende Ukrainer in Deutschland. Die Zahl von Geflüchteten, die seit Februar 2022 insgesamt zugezogen ist, liege deutlich höher – aber ein Teil dieser Personen sei wieder zurückgekehrt. Die Erwerbstätigkeit gebliebener Ukrainer habe sich seither deutlich erhöht: Bei den zwischen Februar und Mai 2022 angekommenen Ukrainerinnen und Ukrainern im Alter zwischen 20 und 64 Jahren lag laut Studie die Erwerbstätigenquote im Frühsommer 2025 bei 50 beziehungsweise bei 57 Prozent.

Damit sei ihre Integration in den Arbeitsmarkt schneller verlaufen als bei Schutzsuchenden aus anderen Herkunftsstaaten. Während die Erwerbstätigenquote von Ukrainern in den ersten beiden Jahren noch vergleichsweise langsam gestiegen sei, habe sich der Übergang in Beschäftigung im dritten Jahr beschleunigt.

Menschen aus der Ukraine stellten angesichts des Fachkräftebedarfs eine wichtige Ressource für den Arbeitsmarkt dar. Ukrainer in Deutschland seien im Vergleich der Bevölkerung in der Ukraine eine hoch qualifizierte Gruppe – dies treffe insbesondere auf diejenigen zu, die direkt nach Beginn des Krieges gekommen sind. Belastungen durch Krieg, Flucht und Trennung führten die Forscher jedoch als Grund dafür an, dass 29 Prozent der Frauen, die ohne ihren Partner nach Deutschland kamen, ihre Beziehung inzwischen endete.

Bei anderen seien zwischenzeitlich auch die Partner nach Deutschland gekommen. “Familien zeigen deutlich höhere langfristige Bleibeabsichten, wenn beide Eltern in Deutschland leben”, sagte die Institutsdirektorin und Co-Autorin der Studie, C. Katharina Spieß. Eine Familienzusammenführung verschiebe den Lebensmittelpunkt nach Deutschland und stabilisiere die Lebenssituation.

Das Bundesinstitut befragte nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren im halbjährlichen Abstand Geflüchtete, zuletzt im Sommer 2025. Es wurden demnach mehr als 40.000 Interviews geführt.