Angriff auf humanitäre Zone in Gaza – Armee bestreitet Opferzahl

Tiefe Krater im Boden, brennende Zelte von Schutzsuchenden und möglicherweise mehr als 40 Tote. Das ist – aus palästinensischer Sicht – das Ergebnis des jüngsten Luftangriffs. Gestritten wird aber über die Opferzahl.

Bei einem israelischen Luftangriff auf ein als humanitäre Zone ausgewiesenes Gebiet in Khan Younis im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben am Dienstag mindestens 40 Menschen getötet worden. Weitere 60 wurden verletzt. Die israelische Armee bestätigte zwar eine Militäroperation gegen “wichtige Hamas-Terroristen” in dem Gebiet. Die “vom Informationsbüro der Hamas-Regierung im Gazastreifen veröffentlichten Zahlen” zu zivilen Opfern stimmten ihrer Einschätzung nach jedoch nicht.

Israel warf der Hamas vor, “weiterhin systematisch die zivile und humanitäre Infrastruktur einschließlich des ausgewiesenen humanitären Gebiets” zu missbrauchen, um von dort Terror auszuüben. Die Armee habe im Vorfeld des gezielten Angriffs umfangreiche Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung durchgeführt.

Die palästinensische Nachrichtenagentur “Wafa” berichtete unter Berufung auf Rettungskräfte und Anwohner, dass das Gebiet von mindestens vier Raketen getroffen worden sei, die tiefe Krater im Boden hinterlassen hätten und die Rettungsarbeiten zusätzlich behinderten. Bei dem Angriff sollen demnach mindestens 20 Zelte von Schutzsuchenden in Brand geraten sein.

Am 7. Oktober 2023 griffen Kämpfer der Hamas zahlreiche israelische Orte, Kibbuze und Armeestützpunkte entlang der Grenze zum Gazastreifen an. Dabei wurden nach offiziellen israelischen Angaben mehr als 800 Zivilisten und rund 370 Soldaten getötet. Rund 250 Geiseln wurden in den Gazastreifen verschleppt. Bis heute befinden sich noch 101 tote und lebendige Geiseln in Hamas-Gewalt.

Das von der Hamas geführte Gesundheitsministerium im Gazastreifen gibt die Zahl der seit Kriegsbeginn getöteten Menschen mit knapp 41.000 an. Dabei wird nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern unterschieden.

Israel verwehrt Journalisten seit Kriegsbeginn fast vollständig den Zugang zum Gazastreifen. Angaben und Zahlen der israelischen und palästinensischen Behörden lassen sich teilweise nicht unabhängig überprüfen.