An den Grenzen des Machbaren

Mehr geht nicht: 500 Menschen werden an der Lebensmittelausgabe am Osdorfer Born versorgt. Damit stoßen die Helfer an Grenzen – und müssen Bedürftige abweisen.

Ausgabe von Lebensmitteln an einer Tafel
Ausgabe von Lebensmitteln an einer TafelRolf Zöllner / epd

Hamburg. Seit 2007 gibt es die Lebensmittelausgabe im Osdorfer Born im Hamburger Westen. Die Ausgabestelle im Bürgerhaus Bornheide, die von der evangelischen Kirchengemeinde Maria Magdalena initiiert wurde, ist mit 500 vergebenen Berechtigungsscheinen die größte in Hamburg. Doch aufgrund der hohen Nachfrage gibt es seit Monaten hier einen Aufnahmestopp. Mehr gehe einfach nicht, sagt Sozialarbeiterin Margarete Haller, die auch für die Lebensmittelausgabe zuständig ist.

Jeden Freitag heißt es für die Ehrenamtlichen bei der Lebensmittelausgabe im Osdorfer Born „durchhalten“. Zum wöchentlichen Ausgabetermin am Freitag zwischen 15.30 und 17.30 Uhr kommen im 14-tägigen Wechsel jeweils bis zu 250 Kunden. Damit sind die Kapazitäten der Helfer, aber auch der logistischen Möglichkeiten völlig ausgeschöpft. Ihre Lebensmittel bezieht die Ausgabestelle von der „Hamburger Tafel“, die sie bei Supermärkten und Lebensmittelhändlern abholt.

Vom Amt geschickt

Die Kunden der Lebensmittelausgabe haben Anspruch auf staatliche Leistungen wie Grundsicherung, Aufstockung oder Hartz IV. „Dass wir das hier machen müssen, ist eigentlich ein Zeichen dafür, dass etwas grundsätzlich nicht in Ordnung ist“, kritisiert Pastor Mathias Dahnke. Denn häufig würden Menschen vom Amt weitergeschickt mit der Aufforderung, sich an die „Tafel“ zu wenden. Die „Tafel“ sei allerdings keine staatliche Einrichtung.

Die Lebensmittelausgabe soll nicht die Grundversorgung der Menschen ersetzen und ist mittlerweile Sinnbild dafür, dass die staatliche Unterstützung oft nicht reicht. Die Lebensmittel werden hier nicht verschenkt, sondern gegen eine symbolische Spende abgegeben. Damit möchte Pastor Mathias Dahnke etwas Grundlegendes vermitteln: Wenn für die Lebensmittel in diesem Sinne bezahlt werde, stärke dies die Würde der Menschen. Gerade Kinder aus armen Familien sollten nicht mit der Erfahrung groß werden, dass Lebensmittel einfach „ausgegeben“ werden.

Trotz Grundeinkommen reicht es nicht

Mathias Dahnke fühlt sich daher als Pastor im Stadtteil vor allem für die Lebenshilfe und Unterstützung seiner Gemeindeglieder zuständig – Hilfe zur Selbsthilfe ist das Prinzip. Sozialarbeiterin Margarete Haller bietet einmal im Jahr ein Beratungsgespräch für Kunden der Tafel an. Besonders beschäftigen den engagierten Pastor die „Aufstocker“-Familien, die durch ihre Arbeit zwar ein Grundeinkommen haben, bei denen es aber trotzdem nicht reicht. Das, so Dahnke, sei ein „Unding“. (epd)