In Tunesien werden Migranten nach Angaben von Amnesty International diskriminiert und misshandelt. Die Menschenrechtsorganisation ruft die EU zum Handeln auf.
Geflüchtete in Tunesien sind laut Menschenrechtlern zunehmend Rassismus und Gewalt von Polizei und Behörden ausgesetzt. Einer neuen Auswertung von Amnesty International zufolge wurden Schutzsuchende in dem Land zwischen 2023 und 2025 häufiger willkürlich festgenommen und teils sogar gefoltert. Zudem sei es zu sexualisierter Gewalt und Vergewaltigungen gekommen. Die am Donnerstag veröffentlichten Angaben beruhen laut Amnesty auf eigenen Recherchen und Gesprächen mit 120 Geflüchteten, darunter auch Kinder.
Eine Studentin aus dem afrikanischen Burkina Faso habe zum Beispiel berichtet, dass ihr ein Polizist mit dem Knie in den Bauch gestoßen habe. Eine Frau aus Kamerun habe berichtet, dass sie sich auf einem Boot auf dem Mittelmeer befunden habe, das die tunesischen Grenzbehörden gezielt zum Sinken gebracht hätten.
“Das Schweigen der EU und ihrer Mitgliedstaaten zu diesen schrecklichen Menschenrechtsverstößen ist besonders alarmierend”, erklärte die Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland, Julia Duchrow. “Die EU muss dringend jegliche Unterstützung im Bereich Migration und Grenzkontrollen aussetzen, die darauf abzielt, Menschen von der Einreise nach Tunesien abzuhalten.” Zudem müsse sie die Finanzierung von tunesischen Sicherheitskräften einstellen.
Bereits im Sommer hatten Organisationen wie SOS Humanity ein Ende der Kooperation mit Tunesien beim Grenzschutz gefordert. Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) hatte indes das Aus für eine staatliche Unterstützung der zivilen Seenotrettung bekräftigt: “Deutschland muss dort aktiv sein, wo die Not am größten ist.” Das sei in den Herkunftsländern, also etwa im Südsudan.