Mit der großformatigen Fotografie eines zum Teil unbekleideten Frauenkörpers will die evangelische Dreifaltigkeitskirche in Hannover auf Fälle von sexualisierter Gewalt aufmerksam machen. Das Bild der Künstlerin Julia Krahn ersetzt zeitweise das traditionelle Altarbild in der neugotischen Kirche. Am Sonntag wurde das Kunstprojekt mit dem Titel „hin und weg“ in einem Kunstgottesdienst offiziell eröffnet.
Das Bild, von der Seite fotografiert, zeigt eine Frau, die sexualisierte Gewalt erlebt hat und ihren halbnackten Körper eng mit ihren eigenen Armen umschlingt. Etwa die Hälfte des abgebildeten Körpers ist durch ein weißes Tuch bedeckt. In der Kirche steht das Kunstwerk zwischen klassischen Apostelfiguren. Bis zum 6. Januar ist es dort zu sehen.
„Mir war es wichtig, dass eine weibliche Figur den Platz im Altar einnimmt, und zwar mit einer Geschichte, die von Gewalt, Verletzung und Neuanfang spricht“, sagte Julia Krahn. Wenn ein Körper Gewalt erfahre, zerbreche die Verbindung von Körper und Geist: „Sie muss neu aufgebaut werden. Man ist danach nie wieder dieselbe.“
Gemeindepastor Axel Kawalla betonte: „Ich bin überzeugt, dass Gott immer auf der Seite der Menschen steht, die Gewalt erfahren.“ Kawalla hatte das Projekt initiiert. Die Gemeinde habe bisher unterschiedlich darauf reagiert, sagte er. Viele freuten sich, dass Kirche sich verändern könne. Andere seien irritiert.
Das Foto von Julia Krahn stammt aus ihrer Zyklusreihe „unfassbar“, die sie für den Kirchentag im Mai 2025 in Hannover geschaffen hat. Sie zeigt Frauen, die Missbrauch und Gewalt erlebt haben.