Keine Berichterstattung mehr direkt aus Äthiopien. Wegen einer Anordnung der Regierung mussten neun Korrespondenten ihre Arbeit zumindest vorübergehend einstellen. Die Deutsche Welle protestiert gegen den Schritt.
Äthiopien hat alle neun Korrespondenten der Deutschen Welle (DW) suspendiert. Die Folge: Sie mussten ihre Arbeit für den Auslandssender zunächst einstellen. Die DW protestiert nun gegen den von der Ethiopian Media Authority (EMA) verfügten Schritt. Nach einer DW-Mitteilung vom Freitag hatte die äthiopische Medienaufsichtsbehörde am 23.10. den Auslandssender in einem Brief aufgefordert, jedwede journalistische Arbeit ihrer Korrespondenten “temporär” einzustellen. Das amharischsprachige DW-Programm läuft aber weiter und wird von der DW-Zentrale in Bonn gestaltet.
“Wir sind sehr besorgt über die Einschränkung unserer Berichterstattung in Äthiopien”, sagte Intendantin Barbara Massing. Die Deutsche Welle bietet den Angaben zufolge das reichweitenstärkste amharischsprachige Programm unter den Auslandssendern an, nachdem der US-Auslandssender Voice of America wegen der von US-Präsident Donald Trump verfügten Mittelkürzungen bereits den Betrieb in dem ostafrikanischen Land einstellen musste. “Millionen Äthiopierinnen und Äthiopier setzen darauf, dass wir ihnen auch künftig Zugang zu unabhängigen Informationen verschaffen”, so Massing. “Wir erwarten, dass unsere Kollegen unverzüglich ihre Arbeit ungehindert wieder aufnehmen können.”
Laut Massing enthält das Schreiben der EMA keinerlei konkrete Vorwürfe. Man werfe dem Sender vielmehr pauschal vor, gegen Verordnungen der Regierung verstoßen sowie Hassreden und Falschinformationen verbreitet zu haben. Die neun Beschäftigten der DW in Äthiopien hätten ihre Arbeit jetzt bis auf Weiteres eingestellt, so die DW. Der Sender forderte aber, die Suspendierung sofort aufzuheben. Außerdem sollten sich die Behörden detailliert zu angeblichen Verstößen äußern.
Die Suspendierung der DW-Journalisten bedeute eine weitere Verschlechterung des Medienklimas in Afrika, so der Sender. Die Lage der Pressefreiheit hat sich mit dem Ausbruch des Bürgergerkriegs in der Region Tigray im Jahr 2020 deutlich verschlechtert. In Äthiopien findet eine starke Zensur statt, mehrere Journalisten sitzen im Gefängnis. In der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen belegt das Land Platz 145 von 180.