Ärztepräsident offen für Teilzeitkrankschreibungen
Angesichts aktuell hoher Krankenstände hat sich Ärztepräsident Klaus Reinhardt für die Möglichkeit von Teilzeitkrankschreibungen ausgesprochen. Eine „praktikable Form von Teilzeitkrankschreibung für einige Stunden täglich“ könne für mehr Flexibilität sorgen, sagte der Präsident der Bundesärztekammer den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstag). Die Arbeitswelt habe sich durch Digitalisierung und Homeoffice verändert. Dennoch unterscheide das Gesundheitswesen weiter starr nach Arbeitsfähig- und -unfähigkeit.
Bei Bagatellinfekten etwa biete das Homeoffice unter Umständen die Möglichkeit für Arbeitnehmer, begrenzt berufliche Aufgaben wahrzunehmen, dabei den Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen im Büro zu vermeiden und sich dennoch zu erholen. „Klar ist natürlich, dass dabei das Wohlergehen und die ungefährdete Genesung der Erkrankten immer an erster Stelle stehen muss“, ergänzte der Präsident der Bundesärztekammer.
In der vergangenen Woche hatte das Mannheimer Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in einer Studie Teilzeitkrankschreibungen vorgeschlagen. Der Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen“, Nicolas Ziebarth, hatte dem Evangelischen Pressedienst (epd) gesagt, skandinavische Länder hätten mit solchen Modellen Fehlzeiten reduzieren können. Ziebarth verwies darauf, dass Arbeitgeber Modelle mit Teilzeitkrankschreibungen schon heute in ihren Betrieben einführen könnten. Es sei sinnvoll, dies auch als Recht für Arbeitnehmer einzuführen.