Zeit für Freude

Über die Ankunft Jesu schreibt Mechthild Karopka. Sie ist Pastorin in Prohn (Mecklenburg-Vorpommern).

Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!“ aus Matthäus 21, 9b
Gleich werden sie kommen – die Gäste. Alles ist schon vorbereitet: Der Tisch ist festlich gedeckt, der frisch gebackene Kuchen aufgeschnitten, und Kaffeeduft durchzieht den Raum. Während ich die Kerzen anzünde, klingelt es: Sie sind angekommen!
Jede Ankunft wird von uns vorbereitet. Wenn wir uns selbst auf einen Weg machen oder wenn andere zu uns kommen. Heute beginnt die Zeit im Kirchenjahr, die dies im Namen trägt: Advent – er kommt an. Was bereiten wir dafür alles vor: Stollen werden gebacken, kleine Musikengel behutsam aus dem Papier gerollt und als Orchester aufgestellt. Wir bestücken unsere Pyramiden mit Kerzen und überlegen, an welchem Platz der Herrnhuter Stern leuchten soll. Im Lichterglanz wächst dann die Vorfreude. Die Vorfreude auf seine Ankunft, auf das Fest der Geburt Christi.  
Auf die Ankunft des Herrn haben sich die Menschen schon immer intensiv vorbereitet. Auch damals, als er auf einem Esel geritten kam. Wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht in Jerusalem verbreitet: Jesus wird in die Stadt kommen, ein König. So empfingen sie ihn auch: Die Menschen jubelten ihm zu. „Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ Manche liefen Jesus bei seinem Einzug voraus – andere folgten ihm nach. Viele hatten von ihm schon gehört, redeten von seinen Wundern und Heilungen, die er in Galiläa vollbracht hatte. Jetzt hofften sie, dass er Israel befreien werde. Manche aber sahen sich alles erstaunt an und fragten erregt: Wer ist der? 
Diese Frage zieht sich durch die Zeit. Wer ist der, der mächtiger ist als weltliche Herrscher? Wer ist der, der uns mehr Kraft und Zuversicht geben kann, als es anderen je möglich ist? In den Wochen im Advent haben wir selbst die Möglichkeit, eine Antwort zu finden. Werden wir seine Ankunft vom Rand aus beobachten? Oder sind wir mit ihm auf dem Weg? Inzwischen ist es Abend. Die Gäste sind abgereist. Jesu Ankunft aber dürfen wir erwarten – immer wieder neu. Wenn wir ihn bei uns ankommen lassen, dürfen wir uns über seine Ankunft viel häufiger freuen als nur einmal im Jahr.
Unsere Autorin
Mechthild Karopka
ist Pastorin in Prohn in Mecklenburg-Vorpommern.
Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.