Zehn neue Gebote für das Dorf

Neue Ideen für ein gutes Miteinander hatten Konfirmanden aus einer Kirchengemeinde bei Kiel. Sie haben sie aufgeschrieben – als die „Zehn Gebote für unser Dorf“.

Sieben Konfirmandinnen der Kirchengemeinde Osdorf-Felm-Lindhöft überreichen ihre Gebote an die drei Bürgermeister
Sieben Konfirmandinnen der Kirchengemeinde Osdorf-Felm-Lindhöft überreichen ihre Gebote an die drei BürgermeisterThorge Rühmann

Osdorf. Der Bibel zufolge hat Gott dem Propheten Mose die Zehn Gebote auf dem Berg Sinai gegeben – als Regeln für die Beziehung zwischen Gott und Mensch und der Menschen untereinander. Im Rahmen des Konfirmanden-Unterrichts entwarfen Jugendliche in der Kirchengemeinde Osdorf-Felm-Lindhöft, zwischen Kiel und Eckernförde gelegen, jetzt eine aktuelle, auf die Region bezogene Version – und übergaben sie an drei Bürgermeister. 
Pastor Thomas Heik hat das Projekt gemeinsam mit den Konfirmanden entwickelt. „Man braucht im Zusammenleben auch Regeln – ohne funktioniert es nicht“, mit dieser Überlegung sei man gestartet, so der Theologe. Die Jugendlichen schrieben auf, was sie stört – etwa Mobbing an der Schule, Ausländerfeindlichkeit, aber auch das soziale Verhalten zwischen den Generationen. In der Folge habe die Gruppe, vom Original ausgehend, zunächst viele neue Gebote formuliert. „Wir wollten das auf die heutige Zeit beziehen“, so Heik. Mit einem Punktesystem konnten diese Vorschläge dann bewertet werden. Am Ende blieben zehn neue Gebote übrig, die für die Gruppe am wichtigsten sind. 

Höflicher Umgang

„Das Wichtigste ist für mich, dass wir nichts verschmutzen und höflich miteinander umgehen – zum Beispiel, dass wir älteren Menschen über die Straße helfen“, so Luisa. Die 14-Jährige ist allerdings skeptisch, ob die Gebote beachtet werden: „Ich glaube nicht, dass sich alle sofort daran halten werden.“ Ihrer Mitkonfirmandin Nica ist es wichtig, jeden Menschen gleich zu behandeln.
Aus ihrer Perspektive würden Kinder häufiger als früher versuchen, die Erwachsenen besser zu respektieren – „aber das kommt nicht immer zurück von den Älteren,“ sagt sie. Hannah legt Wert darauf, dass sich Hundebesitzer und Menschen ohne Vierbeiner besser verstehen und aufeinander Rücksicht nehmen. Dieser Aspekt des gemeindlichen Zusammenlebens schlägt sich eigens in Punkt neun der Gebote-Liste nieder: „Wir mögen Hunde und wollen ein gutes Miteinander von Hundebesitzern und allen Anderen.“

Für die Gemeinschaft

Das Gebot zuvor lautet „Wir lassen die Kirche im Dorf“. Sie wollten, dass die Kirche tatsächlich vor Ort bleibe, erklären dazu die Jugendlichen – und zwar mit allen Angeboten. Laut Heik hat sich die Gruppe beim Formulieren ausdrücklich für die Wir-Form entschieden, „weil es bewusst für die Gemeinschaft gemacht ist“. Die neuen Gebote sollten alle Menschen in den Dörfern ansprechen. 
Drei Wochen arbeiteten Konfirmanden und Pastor daran – jetzt übergaben sie die neuen Regel-Vorschläge an die drei zuständigen Gemeindevertreter aus den umliegenden Dörfern Osdorf, Felm und Noer. Das sind Friedrich Suhr, Helge Kohrt und Jens Rahmlow. Sie wollen die Plakate mit den Geboten gut sichtbar an öffentlichen Stellen in den Dörfern aushängen, etwa im Dörpshuus, in Jugendtreffs, in den Schaukästen von Amt und Feuerwehr. „Ich finde das Engagement richtig gut. Es zeigen immer so viele mit dem Finger auf die Jugendlichen – dabei sind es nur wenige, die ausscheren. Das hier richtet sich gegen die Verrohung der Sitten, und wenn die Leute überhaupt darüber diskutieren, haben wir schon viel erreicht“, so Kohrt.