„Würden Sie mich konfirmieren?“

Eine Soldatin fragt eine Pastorin nach einer Konfirmation. Hier beschreibt die Theologin Ulrike Fendler den Weg zur Einsegnung.

Stephanie Plinsky (li.) wurde von Ulrike Fendler konfirmiert
Stephanie Plinsky (li.) wurde von Ulrike Fendler konfirmiertWolfgang Ebbo Harms

Leer. Als Militärgeistliche ist man zuallererst als Seelsorgerin gefragt. Daneben gehören Gottesdienste zu den unterschiedlichsten Anlässen an den ungewöhlichsten Orten zu unseren Aufgaben. Vor einiger Zeit hatte ich jedoch eine eher ungewöhnliche Anfrage: Eine Soldatin kam zu mir und fragte mich, ob ich auch Konfirmationen durchführen würde. Sie sei als Baby zwar getauft worden, aber nicht zum Konfirmandenunterricht gegangen, weil ihre Eltern der Kirche den Rücken zugekehrt hatten.
Nun wäre sie gebeten worden, das Patenamt zu übernehmen. Diese Bitte sei Anlass für sie, sich jetzt endlich näher mit christlichen Fragen zu beschäftigen und sich konfirmieren zu lassen. Und so fragte sie mich: „Würden Sie mich konfirmieren? Und was muss ich dafür tun?“
Ich kannte die Soldatin bereits.Ich hatte sie bei unseren Standortgottesdiensten oft gesehen. Nun stand sie bei mir im Büro. „Sie müssen wissen, was christlicher Glaube bedeutet, was seine Inhalte sind. Und Sie sollten sich vertraut machen mit wichtigen Texten der Bibel und des Christentums. Wenn Sie sich darauf einlassen können und wollen, dann will ich Sie gern konfirmieren“, antwortete ich.

Zwei Paten

Und so haben wir uns in den nächsten Wochen und Monaten immer wieder getroffen. Wir haben gesprochen über das Leben und Wirken von Jesus Christus. Ich habe erzählt von den Anfängen des Christentums. Wir haben uns mit biblischen Texten befasst, mit dem Vaterunser und dem Glaubensbekenntnis. „Warum sprechen wir das? Was haben diese Worte mit mir und meinem Leben zu tun? Kann ich meinen Glauben nicht auch ohne Kirche leben?“ 
Immer wieder wurde in den Gesprächen deutlich: Mein Glaube ist nichts rein Persönliches oder gar Privates. Ich muss mich auch mit anderen darüber austauschen. Und es ist gut, sich in der Gemeinschaft mit anderen, zum Beispiel in Gottesdiensten getragen zu wissen. Und ja, er wirkt sich auch konkret in meinem Leben aus. Hätte ich mich sonst letzte Woche vor meinen Kameraden gestellt, als er ungerecht behandelt wurde?“
Einige Wochen nach unserem ersten Gespräch fand die Konfirmation statt. Die Soldatin hatte sich dafür zwei „Paten“ gesucht, die mit mir um Gottes Segen für sie gebeten haben. Diese beiden wollen sie auch in Zukunft begleiten und ihr in schwierigen Zeiten beistehen. Aufgehoben bei Gott und sichtbar begleitet. Gott möge unsere frisch konfirmierte Soldatin behüten und bewahren. Ihre Konfirmation ist uns ein sichtbares Zeichen seiner Nähe.