Was künftige Pastoren können müssen

Künftige Pastoren sehen sich anderen Aufgaben gegenüber als ihre Vorgänger. Die Berufsgruppe will bewusst darauf reagieren. In Hildesheim diskutieren 200 Pfarrer über die Herausforderungen, die vor ihnen liegen.

Auch Taufen in Gewässern gehören zum Beruf des Pastors
Auch Taufen in Gewässern gehören zum Beruf des PastorsThomas Lohnes / epd

Hildesheim. Die hannoversche Landeskirche sucht nach Wegen, den Pfarrberuf langfristig attraktiv zu halten. Innerhalb der Kirche gebe es ein enormes Interesse, auf aktuelle gesellschaftliche Veränderungen mit einem dazu passenden Pfarrer-Berufsbild zu reagieren, sagte der evangelische Landesbischof Ralf Meister in Hildesheim. Dort diskutierten in der Michaeliskirche rund 200 Pfarrer aus dem gesamten Gebiet der Landeskirche unter dem Titel "Pfarrberuf 2030" Zukunftsfragen rund um das Pfarramt. "Es ist das erste Mal, dass wir uns diesem Thema in so großer Zahl widmen", sagte Meister.
Die Pfarrer bräuchten auch in Zukunft die richtigen Rahmenbedingungen, um ihren neuen Aufgaben in Seelsorge und Verkündigung gerecht zu werden, betonte Meister. "Nichts ist wichtiger als Pastorinnen und Pastoren, die zutiefst zufrieden sind mit der Ausübung ihres Berufs." In der Vergangenheit habe es schon verschiedene Antwortversuche der Kirche auf Themen wie den demografischen Wandel, Mitgliederschwund oder die abnehmende eigene Finanzkraft gegeben, sagte der Bischof. "Ich hoffe sehr, dass wir hier Raum schaffen für Querdenker, die unsere bisherigen Denkschemata hinterfragen und uns vielleicht neue, spannende Lösungswege aufzeigen können." 

Ruhestandswelle steht bevor

Oberlandeskirchenrätin Nicola Wendebourg sagte, gerade weil auch die hannoversche Landeskirche vor einem gigantischen Wandel stehe, sei jetzt der Zeitpunkt gekommen, um sich über die Zukunft Gedanken zu machen. In Deutschlands größter Landeskirche zwischen Hann. Münden und der Nordsee arbeiten nach ihren Angaben zurzeit noch rund 1.800 Pastoren. Bis 2030 verliere die Kirche aber durch eine Ruhestandswelle rund ein Drittel ihrer Pastorenschaft: "Wir erhoffen uns deswegen auch wichtige Impulse, wie wir mit weniger Personal weiter verlässlich in der Fläche präsent sein können."
Es zeichne sich deutlich ab, dass junge Pastoren vor enorm fordernden Aufgaben stünden, sagte die Oberlandeskirchenrätin. "Allein schon, wenn jemand in Zukunft nicht mehr für fünf sondern vielleicht für zwölf Dörfer zuständig ist, dann braucht es für diese Arbeit ein enormes Zutrauen. Daran ist nichts schönzureden." Sie sei aber überzeugt, dass gerade in den Anforderungen auch ein enormes Potenzial stecke. "Bei allen Anstrengungen bleibt der Pfarrberuf eine tolle Aufgabe."

Wichtigste Themen kommen in Hitliste

Einen Generalisten-Pastor, der jede Aufgabe übernehmen könne, werde es in Zukunft sicher nicht mehr geben. "Wir werden gezielter schauen müssen, welche Qualifikationen wo gefragt sind", sagte Wendebourg: "Gleichzeitig ist die Zeit der ‚zwei Beine, selig vorm Altar alleine‘ definitiv vorbei." Künftige Pastoren müssten sich stärker als je zuvor auch als eine Art Befähiger, Anleiter und Betreuer im Zusammenspiel mit Ehrenamtlichen und auch anderen Berufsgruppen begreifen.
Die Ergebnisse der Tagung sollten in einer Art Hitliste festgehalten werden, sagte Wendebourg. "Unsere Top-Ten-Themen werden dann weiter in den passenden kirchlichen Gremien bearbeitet." Unter anderem erwarte sie auf der Liste Fragen nach der künftigen Verzahnung von haupt- und ehrenamtlicher Arbeit. Auch die Digitalisierung der kirchlichen Arbeit und die Frage nach dem künftigen Wirken der Kirchen im Wohnumfeld der Menschen spielten sicherlich eine große Rolle. "Wir werden am Ende aber keine Liste haben, die wir einfach abarbeiten können. Wir wollen eher auf Basis der erarbeiteten Punkte weiter diskutieren." (epd)